Beiträge von friedel
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Hallo Gigi,
Danke für deine Rückmeldung. Es freut mich immer, wenn ich etwas bewirken kann.
Ich stelle mir das schon sehr schwer vor in so einem Geschäft. Lauter honore Leute um einen herum, die man eigentlich kennt und mit denen man es sich nicht verderben will. Die Frage ist, wie hält man die auf Abstand ohne dass sie das Gesicht verlieren.
Vielleicht kann man "wahrheitsgemäß" sagen: Der Junge ist in Therapie, solange die Therapie noch nicht angepackt hat, soll er aber nicht berührt und am besten ignoriert werden. Es wäre sehr förderlich, wenn Sie da mitspielen könnten."
Feinheiten ob die Therapie überhaupt aufs Verhalten abzieht, muss nicht jeder wissen. Aber es hat was Autoritäres, suggeriert, dass ein Weißkittel No-Touch und Ignorieren angeordent hat. Dem könnte man sich ohne Gesichtsverlust fügen. Außerdem wüsstest du sofort, wer den Therapieerfolg trotzdem bewusst gefährdet, will gar nicht, dass der Junge brav ist, sondern freut sich über einen Aufreger.
Das ist nur ein Beispiel zur Inspiration. Dir fallen bestimmt bessere ein.
Der autistische Überlastungszusammenbruch oder Meltdown wird gerne als "Wutausbruch" übersetzt. Bei mir passiert das, wenn mein Geist überlastet wird, ich mich aber weder dagegen schützen kann (oder darf) noch zu fliehen vermag. Ein Dilemma also. Es gibt dabei verschiedene Intensitätsgrade. Im Grunde ist es ein Akt der Panik. Wobei allerdings auch verzweifelte Wut darüber mit drin steckt, dass man von Menschen, die einem angeblich doch gut sind, in diese gesundheitsgefährdende Situation gezwungen wird, obwohl sie doch sehen, dass das nicht gut tut. Und dann noch die Schuld daran zugeschoben bekommt. (Mir ist inzwischen klar, dass diese Menschen gar nicht wissen, dass sie der Auslöser sind. Mir hätte aber geholfen, hätte mich einfach einer in eine ruhige Ecke geschoben und schützend alles abgeblockt, bis ich wieder runter bin.)
Bei mir kommt es während des Zusammenbruchs zu etwas, das ich mal als Suder-Tic bezeichne. Wie bei einem Tic habe ich es nicht unter Kontrolle (aber welcher Mensch in Panik hat überhaupt was unter Kontrolle). Ich bin wütend, schimpfe über jeden und alles, schreie meine Verzweiflung über die, die diesen Zustand nicht haben wollen, mich aber gezielt reintreiben frei heraus. Da ich um diesen Tic weiß, versuche ich mich mit allen Mitteln an einen reizarmen Ort zurückzuziehen, wo diesen Ausbruch niemand hört. Wenn keiner hinterherläuft und auf mich einschimpft, ist der ganze Spuk spätestens nach einer halben Stunde wieder vorbei.
Entgegen der allgemeinen Annahme kommt der Schwall an Reizen, der zur Überlastung führt nicht nur von außen (viele Leute, sensorische Reize), sondern auch von innen. Kopf- oder Bauchschmerzen zum Beispiel können da mitspielen. Besonders stark wirken aber eigene, und da vor allem negative Emotionen.
Ich denke dass Mädels tendenziell eher durch Nachgeben Rückzug versuchen, sich gegen die erzwungene Überlastung und den dadurch potentiell aufgezwungenen Zusammenbruch noch im Vorfeld zu erwehren, Jungs dagegen eher agressiv. Es ist für Außenstehende schwer nachvollziehbar, dass ein derartiger Grad an Überreizung vorliegt, aber von Betroffenen wie mir wird er als bedrohlich empfunden. Keiner wird einen schützen. Man ist der Gefahr ausgeliefert. Flucht, Angriff oder Totstellen. Ganz einfach.
"Keiner wird einen schützen." Ich denke, das ist der Punkt, wo man ansetzen kann. Ein Kind, das darauf vertrauen kann, dass es geschützt wird, muss das nicht selbst tun. Wie das konkret aussehen soll in dieser Welt, ehrlich keine Ahnung.
Ich habe aber das sichere Gefühl, dass du dich da rantasten wirst. Und mache dir keinen Kopf, wenn du doch mal eine falsche Entscheidung triffst. Hinterher ist man immer klüger, aber eben erst hinterher. (Das it bei der aktuellen C-Krise ja genauso.)
Du kriegst das hin.
Liebe Grüße
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Ja das Problem ist eher mit anderen Leuten, er ist sehr tollpatschig im Umgang mit anderen, wenn jemand ihn nicht kennt wird er als frech bezeichnet wenn z.B. (1) ein Fremder ihm über die Haare streicht und er sagt: hey fass mich nicht an! Oder wenn jemand in einem Laden eine Bemerkung macht und er sagt: (2) Da ist meine Mutter, du bist nicht meine Mutter usw...oder (3) ich werde herablassend angeschaut wenn er sich im Geschäft quer vor einen Einkaufswagen auf den Boden legt
Hallo Gigi,
darf ich das sagen: Bei 1 und 2 hat dein Sohn einfach recht. (1) Man muss ein Kind nicht dazu erziehen zu dulden, dass jeder Erwachsene an ihm herumtätscheln darf und es selbst dagegen nicht protestieren darf. Auch wenn die Tatscher, weil sie ungewohnt Gegenwind bekommen, versuchen, ihren Einfluss durch abwertende Äußerungen zu wahren. (2) Ein Kind sollte lediglich höflich sein. Das Vermögen dazu ist allerdings entwicklungsabhängig. Es muss nicht dazu erzogen werden, brav jedem Muh und Mäh eines jedes Erwachsenen folge zu leisten. Es genügt, wenn es den Eltern folgt und jenen Personen in jenen Zeiträumen, zu denen es von den Eltern ausdrücklich aufgefordert wird, zum Beispiel den Lehrern, solange das Kind sich in der Schule befindet. Und natürlich versuchen auch da Erwachsene die Empfindung dieser berechtigte Zurückweisung durch abwertende Worte zu kompensieren.
Ich finde es toll, dass du in Zweifel ziehst, dass dein Kind der Anstrengung bei Therapien ausgesetzt wird, um es dazu zu bringen sich allseits klaglos verfügbar zu geben, und hoffe, du bist weiter stark genug, diese ungerechtfertigten Angriffe gegen dich zu ertragen. (Also ehrlich, die bilden sich ganz schön was ein, dir bei deinem Kind so reinzureden.)
(3) Das macht doch ziemlich jede Mutter mehr oder weniger ausgeprägt mit. Die meisten Kinder haben so eine Phase. Bei autistischen Kindern kann das vielleicht länger und intensiver ausfallen. Meine nichtaustistische Tochter hatte das genauso. Aber Kinder haben natürlich keinen Schalter, mit dem man so ein Verhalten an und ausknipsen kann. Ich habe sie halt ein wenig auf die Seite gezogen, damit sie nicht im Weg lag, bis die Aktion wieder vorbei war. (Passierte interessanterweise oft beim Einkaufen.) Und bin ebenfall von Leuten dumm angequatscht worden. Die haben wohl nichts anderes zu tun. Meine Mutter hat sich mit mir mehr Sorgen machen müssen, da ich zusätzlich den Kopf auf den Boden schlug. (Eigentlich kein Wunder, wenn der gerade durch Gefühlsüberreizung zu explodieren schien. Und ja, gerade auch beim Einkaufen.)
Wichtig ist, dass du diesen Menschen nicht den Gefallen tuts, sie sich überlegen fühlen zu lassen, indem du dir den "Schlechte-Mutter"-Schuh anziehen lässt. Bleib Selbstbewusst! Niemand hat soviel Einblick in die Entwicklung des eigenen Kindes, wie die Mutter. Dein Gefühl wird dich leiten. Solange du dich nicht von dem Geschwafel der anderen verunsichern lässt.
Manchmal sind Therapien wegen akuten Problemen nötig. Wäre beispielsweise die Motorik so schlecht, dass das Kind ständig fällt und sich verletzt, wären wohl Übungen zur Koordination hilfreich. Aber die Nebenwirkungen dürfen nicht stärker als die Folgen des Problems ausfallen.
Bei mir zeigt sich Überlastung in Form von Nervenzusammenbrüchen oder Schmerzsyndromen. Beides kommt immer wieder mal vor. Eine Häufung zeigt mir, dass ich deutlich runterschalten muss. Den sonst chronifizieren sich die Körpersymptome,die Immunabwehr leidet und die Leistungsfähigkeit sinkt rapide. (Es ist also nicht trivial, sondern macht tatsächlich Schäden.)
Bei deinem Kind gibt es bestimmt auch das ein oder andere Anzeichen, dass ihm alles zuviel wird. Das hat du bestimmt bereits herausbekommen. Häufen sich solche Aktionen, müsste die Therapie von dreimal auf einmal pro Woche runtergefahren werden.
Bei der nächsten abwertenden Bemerkung freu dich für den anderen, dass der anscheinend keine anderen Probleme hat, und wundere dich darüber, warum er es trotzdem nötig hat, auf diese armselige Art sein Ego zu puschen. Aber Ärgere dich nicht darüber und mach dich nicht klein deswegen. Das ist es nicht wert.
Ich wünsche dir gut geladene Akkus und ein strammes Selbstbewusstsein.
friedel
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Hoffentlich klappt alles.
Viel Erfolg! -
Jeder Mensch, der sich wehrt, ist ein Unruhestifter. Denn er bringt Aufruhr in die heile Welt der Täter und Wegschauer. Darum ist es so typisch, dass das Opfer ausgeschlossen wird.
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Nebenbeschäftigung
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Musste wirklich überlegen, Benji
Gartenzwerg
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Xenon
(ein Edelgas)
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