Beiträge von Epistemon

    Ist zwar weder Sachbuch noch eigentlich Autobiographie. Ist ein Roman, aber ich vermute, der Autor hat einschlägige Erfahrungen mit dem Aspergersyndrom. In seinem jüngeren Werk "Border Songs" erscheint auch ein Protagonist, der starke Züge eines Aspergers hat;letzteres ist nicht meine Einschätzung, sondern die von mehreren Rezensenten.


    Der Titel und Autor:
    Gefährliche Gezeiten. Von Jim Lynch.

    Ja, lieber Insti, die Atmosphäre auf dem Bau, die hat's mir auch angetan. Ich bin hochwohlgeborener diplomierter Naturwissenschafter ETH Zürich (Achtung Sarkasmus). Zwischendurch habe ich als Forstwart gearbeitet, seit vier Jahren bin ich als Zimmermann tätig. Und ein bisschen als Möchtegern- und Hobby-Bauer. Das sind auch die für mich schönsten vier Berufe.
    Und eben, auf dem Bau, da gibt's die vielen komischen Verhaltensregeln nicht. Direkt, ehrlich. Da braucht man kein Licht unter den Scheffel stellen. Das hintenrum-Gequatsche ist verpönt. Die "Gesetze" scheinen zwar etwas machomässig, sind aber einfach und einleuchtend. Ehrlich gesagt frage ich mich, wieso so wenige Asperger einen handwerklichen Beruf ergreifen (zumindest habe ich den Eindruck, dass es sehr sehr wenige sind).
    Mindestens als ebenso perfekt habe ich die Arbeit im Forst empfunden. Da gab es nur den Berg (war meist im subalpinen Bereich, oft in Steilhängen, wo die grossen Maschinen nicht hinkommen), den Baum, meine Motorsäge und ich. Und den Anspruch, den Baum zentimetergenau hinzulegen, ihn in nullkommanichts auszuasten. Mit einem Minimum an Fehlern, mit einem Minimun an Kraft und Aufwand. Am Abend war ich dann auch nicht erschöpft, sondern voller Vitalität und Energie. Nachgerade aufgeladen.
    Und als Zimmermann gibt es kaum was Schöneres, als eine eigene Baustelle zu haben, die Pläne, ein Stapel Holz. Und nach ein paar Tagen steht ein Stall, ein Anbau, irgendwas. Die frische Luft, Sonne und Regen, schwere Arbeit, manchmal 14cm Holz vs. 5m freier Fall... herrlich.
    Und ganz wichtig: kein stimmt's-für-Di, Gschpür'sch-mi und dergleichen. Einfach tun, was getan werden muss.