Ich selbst bin in einem christlichen Umfeld aufgewachsen und habe diese als sehr offen und mitfühlend wahrgenommen (wohlgemerkt: evangelisch-reformiert). Vermutlich auch deshalb, weil ich in einem sehr ländlichen, katholischen Kanton aufgewachsen bin und die Gemeinde der Reformierten daher eher klein und "eingeschworen" war. Zudem bekam ich über meinen Vater, der im kirchenmusikalischen Bereich schweizweit tätig war, einiges aus dem katholischen Umfeld mit (inkl. der dreckigen Wäsche wie heimliche Beziehungen entgegen dem Zölibat etc. ;-)).
Ja, wenn man in so einem Umfeld aufgewachsen ist kann man Religion sicher als positiv empfinden. Das haben mir schon viele Menschen gesagt, die sich als religiös einstufen obwohl sie die kirchlich vorgegebenen Dogmen nicht so ernst nehmen.
Die gute Erfahrung in der Kindheit mit der religiösen Gruppe ist ausschlaggebend für die Einstellung des Erwachsenen zur Religion. Dass im christlichen Umfeld der katholischen Kirche die Menschen den Rücken kehren ist kein Wunder, wir wissen warum. Bei den evangelischen (bei uns hier eine kleine Randgruppe) ist das offenbar anders. ich wollte meinen jüngsten mal mit Protestanten vertraut machen und fand dort erfreulicherweise eine Gruppe offener Menschen und die ganze Kirche dort erschien mir mehr als ein Verein von netten sozialen Menschen, die einfach jeden mögen, jeden aufnehmen, der geborgenheit in der Gemeinschaft willen...abseits von Christengeplänkel....aber er wollte das auch nicht...null Religion, absolut keine Gemeinschaft, Verein, Klub...etc...will der. Nur seine persönliche Freiheit.
Ich bin ja in den Sechzigern in einer erzkatholischen Klosterschule gewesen nur zum Zwecke der ganztägigen Aufbewahrung meiner Person obwohl meine Mutter und ihr Freund nichts wirklich von Religion hielten, grad mal meine Oma war katholisch praktizierend, aber kein Vorbild für mich, da sie zu eingeschüchtert war immer und überall und den eigenen Willen zurückschraubte nur um nicht aufzufallen. Das war nie meines, unabhängig von Religion.
Was ich an katholischem Zeugs gelernt habe war mir immer uninteressant und weltfremd. Ich dacht, wenn ich größer bin, kein dummes Kind mehr würde ich es verstehen....nichts von alledem kam, im Gegenteil, noch mehr Kopfschütteln, auch kein geborgenes Umfeld in der Klosterschule nur Vetternwirtschaft und Rangordnungskämpfe, schleimen und kriechen.
Dass ich nun keinen irgendwelchen Bezug zu irgend einem christlichen Glauben habe, darf niemandem verwundern....was hat die 2000 Jahre alte "Wüstenreligion" aus dem nahen Osten, die Stammesgeschichte des Volkes Israel mit mir zu tun? Mit dem Umfeld in dem ich lebe?
Wäre eine keltische oder ähnliche Religion die in Europa ihre Ursprünge hat führend hier, wäre ich schon interessiert. die geschichtlichen Fakten, die erhaltenen religiösen Symbole auf dem mitteleuropäischen Boden sind für mich interessant (Durchkriechsteine, etc...) und anziehend.....sie sind "Heimat"......übrigens Jesus war Jude! Er hätte auch nichts anderes von sich behauptet! Allein schon diese Tatsache des Judenhasses im christlichen "Kulturkreis" ist ein Widerspruch an sich....Error....
Also, ich sage noch mal:
Für mich scheint die Einstellung zur Religion, zur eigenen Religion, zum religiösen Umfeld entscheidend geprägt worden zu sein in früher Kindheit schon. Wenn man dies alles als Positiv, egal aus welchen Gründen empfunden hat, wird man auch als Erwachsener positiv zur Religion, seiner Religioin eingestellt sein, egal ob man alles Wort für Wort glaubt oder eher offen betrachtet und sich auch einer anderen Religion zuwendet.....
Passi, ich denke du hast schon seit deiner Kindheit keine wirklich guten Gefühle mit Religion, so wie ich. Aber man soll eben nicht von sich auf andere schließen, auch nicht auf andere Aspies.