Was man NIE zu Autisten sagen sollte!

  • Ich nehme heute die Diagnose an wie sie gestellt wurde und sage mir, ich brauche mich dafür nicht zu schämen und ich brauche mich deswegen nicht schlecht zu fühlen.


    Ja, ich nehme meine Diagnose an und bin froh darüber! Aber das mit dem "nicht schämen müssen" erklär mal vielen aus meiner Umwelt!


    Die leben in einem Level in dem man sich für Eigenschaften schämen muss, die UNÜBLICH sind! ?(
    Angepasst = gut
    nicht angepasst = schlecht


    Aber was hier schlecht ist, ist an anderen Orten mit anderen Menschen nicht mehr so.......da soll sich einer auskennen.....


    Wo ich hinkomme....immer anders "anpassen". Mein Anpassrepertoire ist im Laufe meines Lebens zwar schon sehr groß geworden, aber nicht groß genug für jede Eventualität => Menschen meiden erspart Stress und Ärger.

  • Ich fühlte mich als "normal" aber ich wusste auch ganz klar, dass mein Leben anders verlaufen ist als es üblich ist.
    [...]
    Die darauf folgende Diagnose hat mich nicht durch-, dafür aber wachgerüttelt.

    Man spricht ja gerne vom "Wrong-Planet-Syndrome". Bisher hatte ich in meinem Leben allenfalls das Gefühl hin- und wieder mal "im falschen Film" zu sitzen. Im August diesen Jahres, mit jener missglückten privaten Kommunikation, war es dann eher "im falschen Universum". Da ist für mich sozusagen ein Weltbild eingestürzt. Mit dem Wissen um die Diagnose Asperger-Syndrom, wenn auch erst vorläufig, fügt sich wieder ein Weltbild zusammen. Wenn es auch ein ganz anderes ist, als ich vorher hatte.

    Ich nehme heute die Diagnose an wie sie gestellt wurde und sage mir, ich brauche mich dafür nicht zu schämen und ich brauche mich deswegen nicht schlecht zu fühlen.

    Ich habe auch die Wutausbrüche für normale Wutausbrüche gehalten, die halt bei mir ein wenig stärker sind, als bei anderen. Ich habe mich nie dafür geschämt, denn meist hat diese Ausbrüche diejenige Person abbekommen, die sie verursacht hat. Z.B. mein letzter Chef in Bern, der in seinem anankastischen Gleichschaltungswahn dafür sorgen wollte, dass ich wie alle anderen - NT - funktioniere. Als er an jenem Tag einfach so direkt an mich herangetreten ist - keine Distanz gewahrt - ist es dann passiert. Und er war sich auch nicht zu fein dafür, jenen Wutausbruch gleich gegen mich unter Einbezug der Teppichetage zu instrumentalisieren. Vielleicht bin ich deswegen so erpicht darauf, diese Wutausbrüche mit dem Fachausdruck Meltdown zu belegen, da es tatsächlich Unterschiede zwischen einem "Wutausbruch" und einem "Meltdown" gibt, die ich inzwischen auch selbst erkenne:
    http://www.youtube.com/watch?v=eJjcCgZ5sqk (Aspergers Meltdown vs. Temper Tantrums)

    Zitat

    Nach einer gewissen Zeit des
    Recherchierens und Nachdenkens bin ich heute zum Schluss gekommen, dass
    die Asperger Diagnose sich für mich positiv ausgewirkt hat.

    Ich muss da die Gewissheit haben, deswegen bereite ich Unterlagen zur ärztlichen Untersuchung vor. Sicherlich wird es sich für mich in Zukunft positiv auswirken können. Ich bin merh als ausreichend lern- nund anpassungsfähig
    Man erlaube mir jedoch auch Mitgefühl für die Person, die ich innerlich sehr verletzt habe: Sie weiss nichts davon, dass ich mutmasslich Asperger bin und weshalb ich wie reagiert habe. Da der Kontakt abgebrochen ist, wird sie dies auch nie erfahren und richtig verarbeiten können. Dabei ist jener Person mit ihrer Reaktion mir gegenüber jetzt eine Schlüsselrolle in meinem Leben zugefallen.


    Belassen wir es dabei - allenfalls per PN weiter -, denn mit dem eigentlichen Thread hat das schon seit einigen Beiträgen nichts mehr zu tun.

  • Hallo ISBD,
    ich respektiere Deinen Wunsch, weiter per PN mit Passi (von Mann zu Mann) zu schreiben, aber ich finde es sehr schade, nun nicht weiter mitlesen zu dürfen ;) .
    Viele Grüße
    Valesca

  • Belassen wir es dabei - allenfalls per PN weiter -, denn mit dem eigentlichen Thread hat das schon seit einigen Beiträgen nichts mehr zu tun.


    Das sehe ich anders und unterstütze auch die Meinung von Valesca. Man könnte den Titel des Themas auch so interpretieren: "Wie kommuniziere ich mit einem Autisten?" Diese Frage wird in unseren Texten zwar nicht explizit beantwortet (kann man wahrscheinlich auch nicht) jedoch geht es schon direkt um die Kommunikation zwischen uns. Z.B. ist der Fall deines beschriebenen Wutausbruchs am Arbeitsplatz für mich ganz klar abhängig davon, wie mit dir kommuniziert wurde - Distanz nicht eingehalten, Gleichschaltung mit anderen die man selbst als so anders empfindet, Instrumentalisierung des Wutausbruchs etc. Das lässt schon drauf schliessen, wie Autisten eben funktionieren und wann und unter welchen Umständen sie ausrasten. Und damit wären wir wieder beim eigentlichen Thema: "Was man nie zu Autisten sagen sollte ..." - ok einfach etwas anders interpretiert.


    Oder nehmen wir mich als Beispiel: Es gab gewisse Begriffe innerhalb deiner Kommunikation, welche mich verärgerten, weil ich mich darin so gar nicht wiederfinden kann und ich solche Anglizismen doof finde. Das ist dann etwas eskaliert, weil ich halt ein anderer Autist bin als andere Autisten, wie du z.B. :) Das zeigt mir nur, dass man eben nicht generalisieren kann was man zu einem Autisten sagen sollte und was nicht. Es kommt immer auf DEN speziellen Autisten draufan.


    Im Gegensatz dazu bei den NT oder NA gibt es wie ein ungeschriebenes "Regelwerk", welches mehr oder weniger fein auf die Gesellschaft abgestimmt ist und das einem vorgibt, was man sagen darf und was eher nicht. Ich denke, ein NT wäre in deinem Fall nicht ausgerastet, hätte den Kopf eingezogen und um seine Stelle gebangt. Aber du hast das nict zugelassen, empfandest es als kritische Zumutung dir gegenüber und hast in den Kampfmodus geschaltet. Ich kenne bei mir ähnliches Verhalten, nur kann ich mich dann gerade noch so zusammenreissen, dass es nicht wie ein Wutausbruch "aussieht", aber in mir geschieht eigentlich dasselbe. In solchen Situationen verlasse ich mich auf meine analytischen Fähigkeiten und beginne dann recht unangenehm zu hinterfragen und eine ganz bestimmte Haltung einzunehmen. Auch dies hat mich schon mal meinen Job gekostet - auch ohne Wutausbruch - aber innerlich hat es mich fast zerrissen.


    Du kannst mir glauben, ich habe in meinem Leben zahlreiche Seelen vor den Kopf gestossen und keine von ihnen weiss über mich und den Grund dafür Bescheid. Ich werde auch nicht in der Lage sein und auch nicht die Gelegenheit bekommen, mich und mein Handeln zu erklären. Das ist eine Belastung für mich, dass ich mich dafür nicht Rechtfertigen kann. Aber meine Aufgabe ist es nun nach vorne zu schauen, mich und mein Dasein anzunehmen, dazuzulernen und das Beste draus zu machen.


    LG
    Passi

  • Du kannst mir glauben, ich habe in meinem Leben zahlreiche Seelen vor den Kopf gestossen und keine von ihnen weiss über mich und den Grund dafür Bescheid. Ich werde auch nicht in der Lage sein und auch nicht die Gelegenheit bekommen, mich und mein Handeln zu erklären. Das ist eine Belastung für mich, dass ich mich dafür nicht Rechtfertigen kann. Aber meine Aufgabe ist es nun nach vorne zu schauen, mich und mein Dasein anzunehmen, dazuzulernen und das Beste draus zu machen.


    ;( Passiflower, du sprichst da auch von mir...so ist es....


    Ich habe das Thema hier hineingestellt, weil ich auf eine wirklich gute, klar beschrieben Erklärung hinweisen wollte, wie man mit Autisten umgeht. Ich hatte gar keine Ahnung welche Diskussion ich damit auslöse! Übrigens, wir sind hier im Nachrichtenteil und der ist ÖFFENTLICH!


    Vielleicht, zusammenfassend, sollte man sagen: Du sollst nie von dir auf andere schließen, denn der andere könnte vielleicht Autist sein. Da hilft dann nur ehrlich sein und sachlich nachfragen.

  • Das sehe ich anders und unterstütze auch die Meinung von Valesca. Man könnte den Titel des Themas auch so interpretieren: "Wie kommuniziere ich mit einem Autisten?"

    Sofern es um den Konflikt mit meinem letzten Chef in Bern geht (nach 12 Jahren in der gleichen Abteilung und mehreren Vorgesetzten, zu denen ich teilweise heute noch freundschaftliche Verbindung habe), habe ich keine Einwände. Der hat selber genug andere Personen weggemobbt und ich werde nicht der letzte sein. Da war auch schon die Personalkommission - leider machtlos - eingeschaltet. Ich mag zwar nach ICD-10 auf F84.5 diagnostiziert sein, aber der ist für mich (und nicht nur, für einige andere NTs auch) bei F60.2!
    http://de.wikipedia.org/wiki/D…ell-dissoziales_Verhalten


    Das davon zu unterscheidende Kommunikationsdesaster im privaten Rahmen möchte ich auch lieber in seiner ganzen Breite vordringlich im privaten Rahmen halten. Es hat mit dem obigen Fall nur insofern etwas zu tun, dass es zu der Zeit geschehen ist, als die innerliche Frustration durch die Arbeitsplatz-Situation weiterhin stark bemerkbar war (und es noch immer ist). Hier war das "Ich muss ganz schön filtern" für mich persönlich das kleine Steinchen, das die Lawine ins Rollen gebracht hat, mit der ich jene Person überrollt habe. Ich war emotionell überlastet (Overload) und da ging für mich selbst mit filtern überhaupt nichts mehr.

  • Hallo, eine andere Aussage ist auch noch


    "Du kannst doch sprechen, also ist Autismus unmöglich!"
    Diese Aussage habe ich als Grund mir selbst vorgeschoben, dass ich diese Diagnose nicht nachgehe.
    Und auch, weil ich keine "Bezugspersonen" habe, an die ich mich festklammere. Was eigentlich eine falsche Aussage ist. Denn ein Mensch hat es geschafft mich zu erreichen. Und ich habe 3 Tage geweint als sie gesagt hat, das sie umziehen wird. Sie hat sich sogar für mich Zeit genommen, als sie gar nicht mehr für mich "zuständig" gewesen ist. Sehr dankbar bin ich ihr für ihre Geduld mit mir.


    Und fest verankert auch der Glaube in mir:
    "autistische Menschen können keine anderen Umgebungen ertragen."
    Wegen der beruflichen Situation zog ich weit weg. Als dies nicht funktioniert hat, blieb ich trotzdem hier. Und kämpfte mich durch Bürokratie und anderen Schwierigkeiten.
    Trotz Autismus. An diesem Punkt zweifle ich noch immer, ob ich tatsächlich autistisch sein kann. Eine Freundin -Asperger Autistin meinte aber, dass auch dies ein Vorurteil (meinerseits) ist.



    Ja, auch ich habe Vorurteile gegenüber der Diagnose. Obwohl ich diese vor 3 Jahren bekommen habe.
    Und Menschen (auch autistische Menschen) können sich entwickeln. Wieder zurückfinden zur eigenen Intuition.
    Das ist die Chance finde ich. Und alle Menschen haben Bedürfnisse und unterschiedliche Wahrnehmungen. Das Macht Mensch-Sein aus.

  • "autistische Menschen können keine anderen Umgebungen ertragen."

    So ein hirnrissiger Quatsch! Ich bin in Oberschwaben geboren und habe dort bis zu meinem 12. Lebensjahr gelebt - zugegeben fühle ich mich dieser Region am meisten verbunden, aber ob das etwas mit Autismus zu tun hat? Dann bis zum Abitur in der Umgebung von Bremen, danach im Studium in verschiedenen grösseren Städten Deutschlands. Zuletzt 12 Jahre in Bern und Luzern. Das ist für einen (mutmasslichen) Asperger-Autisten eine ganze Menge jeweils "anderer Umgebungen".
    Eines gebe ich jedoch zu: Ich fühle mich in kleineren oder mittelgrossen Städten eher wohl, als in den grossen. Ich habe mein Praxissemester im FH-Studium in Berlin gemacht (Brrr), kenne München seit meiner Kindheit (geht schon eher) und wenn ich mal in Zürich war, dann war ich froh, von dort wieder draussen zu sein. Es ist vielleicht nicht unbedingt die grösse des Ortes allein, der etwas ausmacht, sonder etwas, das man als eine Art 'Charakter' des Ortes bezeichnen könnte.

  • Hallo ISBD,


    bitte diese Aussage nicht als "hirnrissigen Quatsch" betiteln. Eher dort lassen, wo es hingehört: eine Mythe. Es kann so sein, muss aber nicht. Das habe ich inzwischen verstanden.


    Wie ich auf den Gedanken gekommen bin ist folgender:
    In Berichten werden oft auch Kinder genannt, die Probleme haben mit Wohnortswechsel (sogar Wohnungen).
    WEIL sie unbekannt sind. Weil es andere Strukturen gibt. Eventuell andere Regeln (Raumaufteilungen).
    Es macht Angst, irritiert. Eine Überforderung nach der Anderen.
    Auch wenn die Wohnung verlassen wird, ist (vorerst) nicht absehbar, was passiert. Vielleicht gibt es nun eine befahrene Straße vor der Tür. Oder auch nicht.
    Es sind Änderungen.


    Und ich glaube noch immer, dass nicht jeder autistische Mensch damit umgehen kann. Aber es gibt Wege (Sicherheit schaffen), damit auch ein Umzug stattfinden kann (Vorbereitung).
    Und alles, was ich über Autismus wusste, ist auch im Rahmen von Kindern. Weil von erwachsenen Autisten wird noch immer wenig berichet und vor einigen Jahren erst Recht nicht.

  • Ich zähle mich zu Leuten mit Asperger Syndrom, da ich diesen wesentlich ähnlicher bin als frühkindlichen Autisten mit niedrigem "Funktionsniveau" (LFA, Low-functioning Autismus). Ich käme aber nie auf die Idee, anzunehmen, ich wäre genauso schwer betroffen wie ein Autist der sehr abgekapselt von seiner Umwelt lebt, nicht spricht, deutlich sichtbare und anhaltende motorische Stereotypien zeigt, sich selbst verletzt, eine geistige Behinderung hat usw... ganz allgemein eine ständige intensive Betreuung braucht. So ein Autist ist in meinen Augen ganz sicher schwerer betroffen als ich. Ich brauche nur wenig Unterstützung und sehe mich damit als leichter betroffen.

  • an Franziska:


    ich glaube, mit der von Dir zitierten Aussage, stehen weniger die Worte "leicht" oder "schwer" im Hintergrund, sondern "anders".


    mit anderen Worten: wenn entgegengebracht wird, dass der "Asperger-Autismus" keinen "richtigen Autismus" vorsieht, dann wird die Selbstoffenbarung "ich habe Asperger-Autismus" nicht geachtet.
    Es kann sich unverstanden gefühlt werden. Schließlich wird meist diese Information gesagt, weil sich etwas erhofft wird (oft Verständnis für das eigene Sein, warum auch immer).


    Eine Gegenfrage könnte sein, was denn der Asperger-Autismus dann darstellt.
    Und wie "ein richtiger Autist" sein sollte. Denn durch diese Aussage entstehen auch "Vorurteile" (Rain Man und so). Nehme ich an. Vielleicht / Gewiss gibt es andere Meinungen.

  • ich glaube, mit der von Dir zitierten Aussage, stehen weniger die Worte "leicht" oder "schwer" im Hintergrund, sondern "anders".


    mit anderen Worten: wenn entgegengebracht wird, dass der "Asperger-Autismus" keinen "richtigen Autismus" vorsieht, dann wird die Selbstoffenbarung "ich habe Asperger-Autismus" nicht geachtet.
    Es kann sich unverstanden gefühlt werden. Schließlich wird meist diese
    Information gesagt, weil sich etwas erhofft wird (oft Verständnis für
    das eigene Sein, warum auch immer).

    Ok, ich habe auf das reagiert was sie rein sachlich schrieb. Was sie indirekt damit aussagte oder aussagen wollte, weiß ich nicht. Kann sein sie meinte es wie du sagst.

  • Hallo ISBD,


    bitte diese Aussage nicht als "hirnrissigen Quatsch" betiteln. Eher dort lassen, wo es hingehört: eine Mythe. Es kann so sein, muss aber nicht. Das habe ich inzwischen verstanden.

    Ich bitte um Verständnis, dass ich dabei bleibe, als Verallgemeinerung ist es hirnrissiger Quatsch. Es gibt übrigens auch NT, die als 'normale' Migranten in einem anderen Kulturkreis derart in ihrer kulturellen Parallelwelt verbleiben, dass das nicht wenige Anpassungsbeschwerden sind. Ebenso gibt es natürlich auch Autisten, die mit einer solchen Veränderungen wohl schwer zurechtkommen.
    Naja, was rede ich da: Ich habe zwölf Jahre in Bern und Luzern gelebt, lebe jetzt wieder in Deutschland, habe mich aber noch nicht dazu durchgerungen, am PC meine CH-Tastatur auszuwechseln. Meine Patent-Ochsener-und-Züri-West-CD-Sammlung behalte ich übrigens auch! :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!