Der Artikel wurde am 14.1.2014 in Nature Online publiziert:
Andere in ihrem Schmerz wahrzunehmen, führt im Allgemeinen zu einer Gefühlsansteckung und somit zu adaptivem Sozialverhalten, zu empathischer Sorge, welche sowohl aus emotionalen wie auch aus kognitiven Prozessen besteht. Bislang wurde angenommen, dass die Defizite an Gefühlsansteckung/empathischer Sorge bzw. der Mangel an Einfühlungsvermögen bei ASS zentral sind und wesentlich zu den sozialen Schwierigkeiten beitragen.
Wissenschaftler legen nun eine Studie vor, welche diese Annahme widerlegt: Bei der Studie zeigten beide untersuchten Gruppen (NA, ASS) ähnliche Aktivierungsniveaus in den beteiligten (Gehirn-) Bereichen, die mit den empathischen Prozessen und dem Einfühlungsvermögen korreliert sind. Unterschiede fanden sich bei der kognitiven Verarbeitung, die ausschliesslich bei der Gruppe ASS mit einer erhöhten Aufarbeitung/Neubeurteilung einherging.
Die Befunde zeigen, dass die empathische Prozesse bei ASS erhalten sind, gleichzeitig aber eine erhöhte kognitive Aufarbeitung stattfindet, wahrscheinlich, um die eigene Übererregung zu überwinden. Die erhöhte kognitive Aufarbeitung führt zu einem Ausfall des entsprechenden fürsorglichen Verhaltens und damit zu Schwierigkeiten im sozialen Umgang.
Die Ergebnisse legen entsprechend nahe, so die Wissenschaftler, dass viel eher als ein globales Defizit an Empathie der mangelnde Austausch von empathischem Verhalten bei ASS zu Schwierigkeiten im sozialen Umgang führt. Weitere Studien ähnlicher emotionaler und kognitiver Prozesse sollen ein noch besseres Verständnis von ASS ermöglichen.
Link zum Originalartikel: Emotional contagion for pain is intact in autism spectrum disorders (Nature: 14.1.2014):
http://www.nature.com/tp/journal/v4/n1/full/tp2013113a.html
Link zum Begriff "Gefühlsansteckung" auf Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gef%C3%BChlsansteckung
Grüsse, Satu