SF TV Klub zum Thema "Asperger-Syndrom"

  • Bin auch dafür, dass man versucht genau hinzuschauen. Ich ergänze meine Aussage zu Frau Ruff. Es könnte sein, dass sie Ihr Anliegen, bei der Diagnosenstellung vorsichtig vorzugehen, nicht richtig hat einbringen können. Sie kam in dem Sinne gar nicht richtig zu Wort, weil das Thema nicht aufgenommen wurde. Es ist ja auch ein sehr wichtiges Thema, aber irgendwie war es zuviel, dieses auch noch anzuschneiden.

  • Dass Data sich durch Frau Droz's Äusserungen persönlich verunglimpft fühlt, ist ja nicht zu überlesen. Ihre Argumentation bezüglich Empathiefähigkeit usw. teile ich ja durchaus. Was mich aber stört ist, dass sie Frau Droz einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit zuweist, den diese gar nie erhoben hat. Dadurch wirkt sie polarisierend und wertet das Einbringen persönlicher Erfahrungen ab.
    Warum sie dies tut, wollte ich nicht an erster Stelle fragen, sondern einfach darauf hinweisen und für Objektivität plädieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Nic ()

  • In der Sendung brachte Frau Droz klar hinüber, dass sie AS-Betroffenen die Fähigkeit zur Kindererziehung klar aberkennt. Solche Aussagen zeigen auch, wie gefährlich es ist, sich in der Öffentlichkeit zu seiner autistischen Wahrnehmung zu bekennen, vorallem dann, wenn man als Familie Kinder grosszieht.
    Mit einem autistischen Kind fällt man in der Öffentlichkeit schon genug auf. Dann kommen noch Aussagen hinzu, wie, dass man als Mutter und Vater mit AS sowieso unfähig ist ordentlich zu den Kindern zu schauen?!?


    Mein Mann und ich haben die Sendung verfolgt und uns ziemlich aufgeregt. Aussagen von Frau Droz, machten uns sprachlos. Beeindruckt haben uns Herr Frey, es macht Mut zu sehen, dass auch ein Autist, dem die Kommunikation schwerer fällt, sich überwinden kann und in einer Sendung erklärt, was es bedeuten kann mit Autismus zu Leben. Die Aussagen von Herrn Huber sind wie immer sehr hilfreich und die Erklärungen, was ein Mensch mit oder ohne autistische Wahrnehmung aufnimmt und sieht, hilft mir unsere Söhne, aber auch die NT Menschen besser zu verstehen. Ich könnte es nie so auf den Punkt bringen, wie er das kann. Die Schilderungen von Frau Conza entsprechen ziemlich unserem Familienleben.


    Kurz möchte ich nun noch auf das Thema Kindererziehung bei Eltern mit autistischer Wahrnehmung eingehen. Meinem Mann und mir wurden erst Monate nach den Diagnosen unserer Söhne klar, dass auch wir autistisch wahrnehmen. Das bringt in der Kindererziehung von Autisten aber auch Vorteile. Wir hatten nie Probleme unsere Kinder zu verstehen. Dadurch, dass wir die gleichen Schwierigkeiten haben wie sie, konnten wir meistens entschlüsseln, welche Situationen sie überfordert haben. Da wir aber sehen, wie wichtig es ist, sich in die Gesellschaft zu integrieren, werden wir sie auf diesem Weg auch weiter fordern und begleiten. Die Ansagen in der Familie waren immer schon kurz und prägnant. Es gab keinen Sarkasmus, oder doppeldeutige Aussagen. Diese Grundhaltung erleichterte unseren Kindern das Zusammenleben sehr. Ich erlebe uns kompetent im Umgang mit unseren autistischen Kindern, vielleicht wären wir aber völlig überfordert, wenn wir neurotypisch wahrnehmende Kinder hätten. Wir wissen es nicht.


    Aber wir erleben auch unseren älteren Sohn, als sehr verantwortungsbewusst und kompetent im Umgang mit seinem jüngeren Bruder. Wenn er den Auftrag hat, auf diesen aufzupassen, können wir uns 100% auf ihn verlassen. Es findet also definitiv keine Gefährdung der Kinder durch die autistische Wahrnehmung der Eltern oder anderer Betreuungspersonen statt!

  • Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob man eigene Erfahrungen wiedergibt, was zwangsläufig nicht objektiv bzw. repräsentativ sein kann, oder ob man sich diese Erfahrungen anhört und nur aus der eigenen Situation beurteilt und lautstark verurteilt. Die weiter oben postulierte Frage nach dem Warum hätte doch wohl auch Frau Droz verdient. Es kritisiert ja auch niemand z.B. Herrn Frey, weil er ein Bild vermittelt, das auf sehr viele Aspies nicht zutreffen dürfte.
    Ich frage mich, ob ich hier am falschen Platz bin, wenn ich die Probleme, welche andere Menschen mit meinen Eigenheiten haben, zur Kenntnis nehmen und ernsthaft erwägen will. Das schmälert doch mein Selbstwertgefühl und meine Spezialfähigkeiten überhaupt nicht. Überlegungen und Reaktionen von NTs verstehen zu lernen, war und ist für mich ein zentrales Element.

    Einmal editiert, zuletzt von Nic ()

  • Danke Monica für Deinen Beitrag, dem ich mich anschliessen kann, wie vielen der Beiträge, aber Monica hat mir ziemlich aus dem Herzen gesprochen.


    Zuerst möchte ich mal sagen, dass ich es sehr schade finde, dass am eigentlichen, angekündigten Thema vorbeigeredet wurde. Die Zusammensetzung der Gesprächsrunde war schlichtweg ungünstig bis falsch. Es war meiner Meinung nach auch zu sehr eine Selbstdarstellung der meisten Anwesenden, so dass die eigentliche, wesentliche Thematik gar nicht diskutiert werden konnte.


    Ich stelle fest, dass gerade hier im Forum um die Aussage von Frau Droz, "dass man einer alleinerziehende AS-Mutter keine Kinder in Obhut geben dürfte", eine heisse Diskussion geführt wird, und das zu Recht, weshalb ich mich auch gerne dazu äussern möchte:
    Frau Conza muss sich bei der Aussage ja schön blöd vorgekommen sein - zum Glück, so denke ich, kann sie darüber stehen. Diese Aussage bezieht sich auch nur auf den Fall einer Mutter, wo weder bei ihr noch bei den Kindern AS diagnostiziert wurde. Es ist es doch sehr gewagt und anmassend so etwas zu behaupten und rauszulassen, zumal man damit alle AS-Mütter, resp. AS-Betroffene in ein unglaublich schlechtes Licht stellt.


    Mein Mann ist AS-Betroffener und diagnostiziert. Wir haben einen 18 Monate alten Sohn, um den er sich sehr liebevoll und verantwortungsvoll kümmert. Es gibt sicher gewisse Sachen, auf die ich ihn aufmerksam machen muss oder auch übernehme, aber dies bedeutet noch lange nicht, dass er deswegen eine Gefahr für das Kind darstellt und sich nicht eigenständig um seinen Sohn kümmern könnte.


    Es wäre sehr schön und hilfreich, wenn dieses Thema nochmals aufgegriffen und richtig dargestellt werden könnte.


    schaut mal auf unserer neuen Homepage rein: www.asperger-partner.ch

  • Der neu entstehende Verein wird nicht ausschliesslich von NT's initiiert, sondern zu gleichen Teilen auch von AS-Betroffenen.


    Es wird sich nie ganz vermeiden lassen, dass gewisse Textformulierungen Missverständnisse hervorrufen können.

  • Ich finde jeder der von etwas betroffen ist, und damit nicht alleine zu Rande kommt, darf sich Hilfe suchen. Ich denke es kommt darauf an wie man dann mit dem anderen umgeht über den man sich unterhalten hat in der Gruppe. Einerseits kann ich froh sein als Aspie, wenn sich der Partner für meine Wesensart interessiert, andererseits fühlt es sich aber komisch an, wenn der Partner abends aus dem Haus geht um irgendwo in einer Gruppe über mich zu reden, oder über seine eigenen Probleme, die er wegen mir hat. Na ja, vielleicht nur Einstellungssache. Man könnte sich ja auch überlegen eine Gruppe zu gründen für Asperger, die würde dann heissen 'NT-Partner'. Aspies haben doch auch Schwierigkeiten mit mit ihren Partnern. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna ()

  • Ich habe die Sendung nun auch als Podcast gesehen.


    Frau Droz, hat zwar, wie schon festgestellt, ein paar heikle Dinge zum Thema AS Mütter erwähnt. Alles in allem finde ich mich aber in den Aussagen über Frau Droz' Mann grösstenteils wieder.


    Die nervigeste Person (vermutlich schlicht eine Fehlbesetzung) war Frau Ruff. Ich kann ihre (aus NT-Sicht vermutlich logische) Ansicht verstehn, dass Asperger mehrheitlich einfach ein gesellschaftliches Problem sei etc.


    Ich glaube, dass Frau Ruff leider eine Person ist, welche wie viele NT's, nie wird verstehen können, wie ein Asperger-Autist denkt bzw die Dinge wahrnimmt. Dass es nicht einfach die "entsozialisierung" durch Internet usw, sodern dass es ein "anders ticken" des Gehirns ist (Autismus halt). Warum dann gerade Frau Ruff in dieser Sendung war, ist und bleibt ein Rätsel...


    Insgesamt aber war die Sendung eine enttäuschung (schon nur der missratene Titel...), vermutlich wäre eine Doku-Sendung besser gewesen als eine Diskussion. Allenfalls im Anschluss an eine Doku hätte man noch einwenig Diskutieren können. So wurde munter drauflos diskutiert über ein Thema, wo >95% aller TV-Zuschauer keine Ahnung hatten, um was es sich überhaupt handelt. Ich glaube nämlich nicht, dass ein unwissender nach den 2 Einleitungssätzen von Röbi Koller sich wirklich ein Bild machen konnte, was Asperger überhaupt ist... Dank den Aussagen von Herrn Huber während der Diskussion konnte das AspegerSyndrom dem "normalverbraucher" wenigstens ansatzweise nähergebracht werden.


    Soweit meine Meinung dazu

  • andererseits fühlt es sich aber komisch an, wenn der Partner abends aus dem Haus geht um irgendwo in einer Gruppe über mich zu reden

    Im Grunde genommen sind die Fragen und die daraus entstanden Meinungen über die Sendung sehr wertvoll. Auch wenn sie gewisse Kritiken in den Raum stellen.


    Es sind zwei ganz wichtige Themen von mir aus gesehen dadurch entstanden.


    Wie gehe ich gegen aussen mit meinem nicht NT-Betroffen Partner um ?



    Der zweite Punkt ist:


    Welches sind die Stärken eines nicht NT-Betroffen gegenüber Kindern? (Was ich hier nicht anspreche, da es sonst zu lang wird)



    Ich ging von Anfang an in diese Selbsthilfe Gruppe von Frau Dorz.


    Es war für mich immer schwer alleine dort hin zu gehen. Ja, weg von Zuhause, um über meine Schwierigkeiten zu sprechen. Aber es war für mich wichtig zu erfahren, dass ich nicht alleine war und um ganz ehrlich zu sein, dass ich mit dem Gefühl, dauernd zu versagen und überfordert zu sein, besser lernen konnte umzugehen.


    Grundsätzlich habe ich das Problem und ich habe mühe damit umzugehen. Ich leide in meiner Gefühlswelt, die doch eine emotionales Bedürfnis nach Nähe hat.


    Auch ich habe Schwächen und Sorgen und ich brauche auch ein Mittragen.


    Ja, nicht NT-Betroffene (so erlebe ich es) stehen in dieser Hinsicht anders da. Sie kennen diese Gefühlswelt nicht in dieser Weise wie ich.


    Meine Frau ist viel rationaler. Interessant finde ich auch, dass Sie eigentlich auf die meisten Sachen, was das Zwischenmenschliche anbetrifft, eine doch recht plausible Antwort hat.


    Diese Welt geht im Grunde genommen in sich auf.


    Vergessen darf ich auch nie, dass ich einmal sehr von diesem Menschen angezogen wurde und was ich über all die Jahre herausgefunden habe ist, dass dieses Eigensein etwas war, was mir fehlte.
    Also lebt man in einem gewissen Dilemma.


    Verlässlichkeit, Treue, Ehrlichkeit und Bescheidenheit waren Werte, die ich sehr wertschätze. Ja, umso mehr hatte man das Bedürfnis Tiefe zu erleben. Was ich aber in dieser Art wie ich es mir vorstelle nicht fand.
    Jetzt kann man sich fragen und das mache ich immer wieder, ob die eigen Vorstellungen falsch sind. Ich empfinde auch, dass das auch manchmal die Meinung meiner Frau ist.


    Meine Frau wohnte am Anfang 200km weit weg von mir. Die ersten zwei Jahre schrieben wir uns jede Woche einen Brief. Ich 8 Seiten sie immer 2 Seiten.
    Es ist wahr, das ich in den Briefen eine sehr feinfühligen Menschen erkennen konnte, was sie aber beim zusammen Sein nicht ausdrücken konnte. Es gabt in ihr zwei Welten. Man konnte auch sagen, so wie es im kleinen Prinzen steht, man sieht nur mit dem Herzen gut.


    Dazu kommt, dass es sehr schwer sein muss, plötzlich seine Wesensart in einem Begriff zu finden. Ein Begriff, der leider mit vielem Schlechten verbunden wurde.
    Wenn man denkt, das man früher von Krankheit geredet hat und es zum Teil immer noch gemacht wird, so kann ich es sehr gut verstehen, dass diese Konfrontation eigentlich grauenhaft sein muss.


    Dass es leider heute in den meisten Fällen undifferenziert ausgelegt wird und es kaum einen Unterschied zwischen schwer Betroffen und den gegen Aussen kaum merkbaren anderen nicht NT Menschen, was viel der grösser Teil ist, macht die Sache so schwierig.


    Schaut man die Intelligenz, Disziplin, die Korrektheit und den Anstand dieser Menschen an, und vergleicht sie mit dem NT getue dieser Welt, so kann man schon den Respekt für diese Menschen gewinnen.
    Leider drück die Masse und unser Anpassungs- und Ellenbogen System diese Menschen einfach an den Rand.


    Hätten sie, entsprechend ihrer Fähigkeiten den Respekt und Anerkennung, so wäre der heutige Begriff eher eine positver Ausdruck von einem wertvollen Menschen und der Dialog könnte für beide Seiten wohltuend sein. Ich möchte nicht, dass meine Frau das Gefühl hat, ich finde Ihre Art nicht ehrenswert, aber unsere Umwelt kann mit diesen Sachen nicht umgehen und dadurch wird es für Sie sehr wahrscheinlich schwierig, zu dieser andere Wahrnehmungsart zu stehen, was den Dialog hindert.


    Bei uns ist das NT und nicht NT sein kein Thema.


    Das ist grauenvoll, etwas zu denken und nicht darüber sprechen zu können. (Schlimmer noch als alleine in eine Selbsthilfegruppe zu gehen). Vielleicht nicht einmal wegen uns, sondern vielleicht aus angst vor dieser NT Welt. Meine Frau lässt es nicht zu.


    Ich stehe zwischen diesen zwei Welten und beide sind schmerzhaft.


    Und darum braucht man Menschen, worüber man über seine Gefühle und Gedanken sprechen kann, denn eigentlich ist das sehr schwer zu tragen.


    Aber es ist so wahr, es braucht eine faire Definition, was diese Gruppe als Wert hat. Die Verantwortung für diese Werte liegt in der Selbsthilfegruppe und sollte von mir aus gesehen als etwas vom ersten niedergeschrieben werden.
    Viele nicht NT Partner von Personen in der Selbsthilfegruppe möchten keine Diagnose. (Was ich aus den oben genannten Gründe sehr gut verstehe)


    Es ist der Partner der über viele Jahre Schwierigkeiten hat und durch dass immer mehr bekannt werden, eine Erklärung gefunden hat. Oder das Kind bekam eine nicht NT Diagnose und die ähnlichen Verhaltensweisen lassen diesen Schluss zu.


    Aber auch die Diagnose ist am Ende gar nicht so wichtig, sondern das gegenseitige eingestehen seiner Wesensart und den daraus entstehenden Differenzen, welchen man aus Liebe und Achtung zu einem gangbaren Weg verbindet.
    Ich bin sogar der Meinung, dass man von diesem Begriff (Asperger-Autismus) unbedingt wegkommen muss, zumindest für einen grossen Teil der nicht NT's.




    Zum Schluss noch einen Gedanke aus dem Buch „ Das Labyrinth der Wörter" welcher mir zu denken gab.


    Zwischen leben und Leben verstehen, gibt es nicht unbedingt einen Zusammenhang.

    4 Mal editiert, zuletzt von Der kleine Affe () aus folgendem Grund: Wie immer Rechtschreibefehler und Unklarheiten

  • Das mit der Verantwortung beim öffentlichen Auftreten von AS Partnern - ob in den Medien oder in einer Platform - ist hier in der Tat ein zentraler Punkt. (Wie in einer Selbsthilfegruppe gesprochen wird, kann uns ja eigentlich egal sein). Wer sich als Partner in der Öffentlichkeit äussert, sollte das mit einer gewissen Sensibilität tun und auch mit Blick auf unsere Ressourcen.


    Zustimmung!!


    Mich (NT-Frau mit AS-Partner) hat der "Auftritt" (selbstverständlich nicht das Dass sondern das Wie) von Frau Droz auch sehr befremdet, ja empört.
    Zunächst mal: Egal worum und um wen es geht in diesem Leben muss ich doch differenzieren können, was ich öffentlich sagen "kann" und was "einen geschützten Raum und Rahmen" erfordert.
    Mal ganz simpel und allgemein gesagt: Wenn ich schon meine, über andere Menschen reden zu müssen, werde ich doch höchstens zu einem Menschen, der mir NÄHER steht über einen Menschen sprechen, der mir FERNER steht. Und nicht umgekehrt. Alltagsbeispiel: So werde ich höchstens zu meinem Partner über Kollegen sprechen, aber nicht mit den Kollegen über meinen Partner. Und schon gar nicht über dessen Grenzen, Macken, Defizite etc.
    Und wenn ich schon öffentlich was sagen will wie z.B. im Internet, so kann ich das doch anonym(isiert) machen. Ein Austausch über das "Thema" ist so ja genauso möglich. Und ich schütze aber dabei die Privatsphäre (die meines Partners, meine eigene und die unserer Beziehung) und den Ruf meines Partners.
    (Hier ist gerade so ein Austausch von NT-Frauen, die mit AS-Partnern leben. Bin die Tage zufällig über Google draufgestoßen: https://www.elitepartner.de/fo…perger-syndrom-11146.html )
    Und wenn es mir dabei noch gelingt, wohlwollend zu schreiben und auf der Ebene "Ich-Botschaften" (z.B. wie es mir geht mit so manchen Eigenheiten des Partners und nicht "wie schlimm der Partner ist"), umso besser. (siehe dazu den weiter oben schon verlinkten Beitrag bei heise.de)


    Kleiner "Exkurs" noch:
    Grundsätzlich und noch völlig unabhängig davon, wie der AS-Partner "tickt", finde ich, dass ein Miteinander-Zurechtkommen und -Auskommen auch in hohem Maße davon abhängt, wie weit entwickelt meine eigene Fähigkeit zu "Kritischer Selbstreflexion/ Selbstkritik ist. (auch das ist gut zu sehen in dem Artikel bei heise.de). Und dann als gewissermaßen Folge der Kritischen Selbstreflexion der Level meiner Selbsterkenntnis. Und selbstverständlich als quasi Voraussetzung der Haltung der Selbstreflexion/ Selbstkritik mein Level an Demut (verstanden als "Mut zur Wahrheit über sich selbst" bzw. "Realistische Selbsteinschätzung").


    Und so hab ich eine ganz andere Basis, auf der ich die Missverständnisse, Konflikte etc. mit meinem Partner angehe. Beispiel: Ich frage mich dann, was das über mich aussagt, dass mich die betreffende Eigenschaft/ Bemerkung/ das betreffende Verhalten etc. meines AS-Partners jetzt so wütend macht/ verletzt/ ärgert etc. Und in aller Regel werde ich dann auch fündig ;) Und DARAN arbeite ich dann.


    "Ändern kann man immer nur sich selbst. Sich selbst aber immer." (Elisabeth Lukas)


    "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht wahrnimmst? Oder wie darfst du zu deinem Bruder sagen: ›Bruder, laß mich den Splitter, der in deinem Auge steckt, herausziehen‹, während du den Balken in deinem eignen Auge nicht gewahrst? Du Heuchler! Ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du zusehen, daß du den Splitter herausziehst, der im Auge deines Bruders steckt.« (Jesus im Lukasevangelium 6,41f)

    Und auch mit meinem Partner geh ich das dann so an (naja, immer schaff ich das natürlich nicht... aber es ist meine "Leitlinie und Zielvorgabe"), dass ich ihm sage, wie es MIR da geht, was das, was er da gesagt/ getan hat in MIR auslöst.
    Und das macht ihn mal erstaunt, mal irritiert oder traurig und meist auch sehr betroffen (da er mich ja sehr gern hat und nicht verletzen will).
    Und es hilft ihm schlussendlich auch, nicht nur mich besser kennen- und verstehen zu lernen, sondern auch an seiner Fähigkeit zum Perspektivenwechsel (wie eben eine bestimmte Situation oder z.B. auch sein Verhalten mir gegenüber mal zu betrachten von meiner Warte her) zu arbeiten. Das ist in der Regel für Menschen mit AS ja nun keine soooo leichte Nummer ;) (siehe dazu auch der so gute und wichtige Hinweis von Herrn Huber in der Club-Sendung zum Stichwort "Egozentrismus" - der bedauerlicherweise praktisch übergangen wurde). Aber - und gar für alle AS-Betroffenen - völlig unmöglich ist es sicher nicht.


    Das heißt jetzt wiederum natürlich nicht, dass bei uns immer und alles "wunderbar läuft" und ich da in keiner Weise auch mal "leiden" würde. (Und schon gar nicht heißt es, dass mein Partner unter meinem Anderssein und an meinen Eigenarten nicht mitunter ebenso leiden würde :) ) Das ist ja völlig klar und ist in jeder Partnerschaft so.
    Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es (ob eine Beziehung NT-AS "funktionieren" kann) doch auch sehr davon abhängt, wie der NT-Partner "tickt", auf welchem psychischen und geistig-personalen Reifungslevel er ist und wie und auf welcher Basis er demzufolge "die Sache angeht". Ja, und vor allem und ganz grundlegend natürlich, was er unter "Liebe" versteht... (aber das wäre jetzt ein weiterer Exkurs - zum Exkurs ;) )


    Zurück zum Thema.


    Autisten können z.B. die Blicke oder die Reaktionen anderer Menschen auf ihre Person nicht intuitiv richtig einschätzen. Wenn Leute dann z.B. nach negativen Äusserungen in den Medien einem als AS-Partner anstarren würden, oder wenn sie sich danach plötzlich ganz anders verhalten würden, wäre das sehr verunsichernd und dem Vertrauen nicht förderlich. Man darf nie vergessen, dass viele Menschen sich gerne über Klatsch und Vorurteile gegenüber allem was anders ist als Gruppe definieren.


    Wie wahr!!


    Ich muss mir doch - ganz grundsätzlich - als Mensch und als erwachsener Mensch BEVOR ich etwas mache Gedanken machen, welche möglichen Konsequenzen das beabsichtigte Verhalten nach sich ziehen kann! Und danach entscheiden (ob ich es mache oder doch lieber lasse oder auch mache, aber die Sache vielleicht anders angehe).
    Und im Blick auf die hier nun disktuierte Situation sind die möglichen ("muss" natürlich nicht zwangsläufig so sein, ist aber doch sehr wahrscheinlich) Konsequenzen für den AS-Partner ja nun wirklich gravierend.


    Und noch ein anderes:
    Ich frage mich da auch, was so ein Verhalten (das "Outen" des Partners im Fernsehen - und dazu noch ein v.a. "defizitorientiertes" Outen) für eine Auswirkung auf die Beziehung, die Partnerschaft hat.
    Und ich frage mich das aus mehreren Blickwinkeln. Einen sehr "heftigen" bring ich mal:


    Muss aber ein wenig ausholen. Traumatisierte Menschen (in dem Metier bin ich vom Fach) haben - wenn das Trauma "Marke man made" war (und eben nicht z.B. durch eine Naturkatastrophe verursacht) neben vielen anderen Folgesymptomen in aller Regel eine sog. "Trauma-Bindung", konkretisiert u.a. auch als "Täter-Bindung" (wird - salopp formuliert - so erklärt: Im Zustand der äussersten Bedrohung wird beim Menschen das Bindungssystem aktiviert. Und da nun kein anderer da ist, entsteht die Bindung eben an den Täter... Hat natürlich auch noch andere Zusammenhänge, klar. Muss das aber hier nicht weiter ausführen).
    Und diese Täter-Bindung wieder zu "knacken", zu lösen, ist in aller Regel schwierig und langwierig (aber selbstverständlich absolut wichtig im Blick auf eine gelingende "Verarbeitung" des Erlittenen).
    In der Arbeit mit Traumatisierten hat man nun die Erfahrung gemacht, dass auf dem Weg, diese Täter-Bindung wieder zu lösen, für so manche traumatisierte Menschen eine große Hilfe ist, das Erlittene "öffentlich zu machen". (Bekannte Beispiele: Das Buch "Im Keller" von Jan Philipp Reemtsma oder auch Natascha Kampusch, die ja nun beinah "postwendend" nach ihrer gelungenen Flucht an die Öffentlichkeit ging).


    Nun, und diese Erfahrung von/ mit Traumatisierten zeigt doch, dass das "Öffentlich-Machen" in DIE Richtung wirkt, dass DISTANZ zum betreffenden Menschen entseht, dass eine Bindung an ihn dadurch gelockert wird. Und dieser "Mechanismus" wirkt selbstverständlich nicht nur bei einer Täter-Bindung, sondern bei zwischenmenschlichen Bindungen ganz allgemein. Das kann jeder im Alltag beobachten. Die Menschen, die am Arbeitsplatz, "im Treppenhaus" und sonstwo ständig "Hausieren-Gehen" mit den Problemen, Macken etc. ihrer Parnter oder auch Freunde, haben entweder keine echte, geschweige denn tiefe Bindung an den Partner/ die betreffenden Freunde mehr. Oder sie werden ihn/ sie dadurch früher oder später los...


    Selbstverständlich maße ich mir jetzt nicht an, mich zur Beziehung (und möglichen Auswirkungen darauf) von Frau Droz zu äußern! Das ist vollkommen klar. Ich kenne die Frau ja nicht und ebenso wenig ihren Partner, ihre Ehe etc. Mir ging es nur darum, eine "Gesetzmäßigkeit" (oder wenigstens Möglichkeit, Gefahr etc.) aufzuzeigen.


    Wer hat weniger Empathie oder Verantwortungsgefühl: Ein Autist, der sich vielleicht sehr viel Mühe gibt das Verhalten seiner nichtautistischen Mitmenschen richtig zu deuten, und der sehr viel Energie aufwendet zur Kompensation. Oder ein NT, der uns aufgrund subjektiver negativer Erfahrungen öffentlich defizitorientiert und hilflos darstellt?


    Sehr gut!!



    PS:
    Nun ist mein Beitrag doch seeeeehr lang geworden. (Und da und dort möglicherweise auch miss-verständlich). Ich bitte gleich hier um Nachsicht ;) Es ist mein erster "Versuch" hier. Ja, und es kommt noch dazu, dass ich sehr krank bin und deshalb oft nicht schreiben kann. Und wenn's mal geht, wird's halt meist dann üppiger...

    Worauf es ankommt, das sind nie die Bedingungen, die man vorfindet, sondern das ist stets das Lebenswerk, das man daraus gemacht hat. (Elisabeth Lukas)

    Einmal editiert, zuletzt von Teresa ()

  • Danke für den "Elitepartnerlink". Er zeigt deutlich, wie viele undifferenzierte Vorurteile über AS sogar bei Menschen, die sich für gebildet halten, noch im Umlauf sind.

    ...wie wahr... Und das, wo doch Vorurteile bekanntlich ein Symptom sind von Angst und/oder Dummheit.... und somit eben gerade nicht von Bildung oder hoher Intelligenz...


    Nun, auf der anderen Seite ist es natürlich schon so, dass die AS-Welt einem NT zunächst mal so fremd ist wie umgekehrt die NT-Welt dem Menschen mit AS. Und ein NT muss tatsächlich "Aspergisch lernen", wie Attwood das so schön ausdrückt. Und das geht natürlich auch nicht von heute auf morgen. Und auch wenn man reichlich Fachliteratur, Autobiographien etc. gelesen hat (und da seh ich mich auch noch im Grunde ziemlich am Anfang), ist es doch in so manchen Situationen immer wieder neu so, dass der AS-Partner (in meinem Fall jetzt) ein "Buch mit sieben Siegeln" ist...
    Aber es macht eben doch einen gewaltigen Unterschied, ob ich mich als Fragenden und Lernenden verstehe, der erkennt und zugibt, dass er so manches eben noch nicht weiß und versteht aus der Welt des anderen. Oder ob ich mich einfach mit billigen Vorurteilen begnüge und "gnadenlos" meine falsche Sicht der Dinge weiter behalte.



    Danke auch für das passende Bibelzitat. Ich fürchte "Sein und Schein" klafft da auch bei den Praktikern gerne mal auseinander.

    Ja...
    Es hat eben sehr viel mit dem Level an Demut (realistische Selbsteinschätzung) und Selbsterkenntnis zu tun. Wie heißt es so schön: Das Erkennen der eigenen Armut ist die Quelle der Nächstenliebe. Wenn ich mal wirklich und gründlich erkannt habe, wie viele Grenzen, Defizite, Macken, Fehler etc. ich selber habe, dann geht es wahrlich viel leichter, rücksichtsvoll, verständnisvoll, "barmherzig" mit den Grenzen, Defiziten, Macken etc. des anderen umzugehen.
    Und dann kehrt sich das Ganze plötzlich um: Während der "Selbstherrliche" (Hochmütige, Narzisst etc.), der noch in Wahrheit blind ist für sich selbst und mit einem schönen, idealisierten selbstgebastelten Selbstbild rumläuft, seinen "Balken" also noch nicht sieht, mit einer Leichtigkeit (und oft genug noch mit einem sichtlichen "Genuss") andere auf deren Splitter hinweist, fällt es dem, der sich selbst realistisch sieht (also dem Demütigen), der also auch um seinen "Balken" weiß, in der Regel sehr schwer, einen anderen auf dessen Splitter hinweisen zu "sollen".

    Worauf es ankommt, das sind nie die Bedingungen, die man vorfindet, sondern das ist stets das Lebenswerk, das man daraus gemacht hat. (Elisabeth Lukas)

  • "Wer von euch ohne Sünde ist,der werfe den ersten Stein." passt auch.


    Ja. Vom "Prinzip" her passt das hier auch gut. "Inhaltlich" allerdings nicht ganz so. Denn "Sünde" meint ja nun was ganz anderes als "psychische Symptome". Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema ;)



    Der "Balken" im eigenen Auge könnte auch bedeuten: Ich brauche unbewusst auch einen von mir abhängigen Partner.... Wobei eine gewisse, manchmal auch abwechselnde Abhängikeit, in einer Partnerschaft ja auch ein Stück weit normal ist. Und gerade wenn ein Partner auf den ersten Blick viel abhängiger ist als der andere, entstehet daraus erst recht eine soziale Verpflichtung zur Loyalität. Sich öffentlich als Märtyrer darzustellen, ist einfacher, als seine eigenen Motive zu ergründen und zu erforschen wieso man selber genau diesen Menschen angezogen hat in seinem Leben.


    Ja. Guter und interessanter Blickwinkel...


    Zur Abhängigkeit, die "normal" ist: Der psychisch reife Mensch ist eben nicht völlig un-abhängig. DAS ist der narzisstische "Wahn", die narzisstische Pseudo-Unabhängigkeit bzw. Omnipotenz (zu meinen, man bräuchte niemanden, trüge alles Gute und Notwendige bereits in sich etc. etc.).
    Die gesunde Abhängigkeit reifer Menschen äußert sich vereinfacht gesagt in zwei Dingen:
    a) die Fähigkeit, einem anderen Menschen vertrauen zu können
    b) die Fähigkeit, sich auf einen anderen Menschen verlassen zu können


    Zu "ich brauche unbewusst auch einen von mir abhängigen Partner..." als möglicher "Balken":
    Nun, wenn ich jetzt a bissl vom Thema abschweife: da wären wir nun in dem weiten Feld der un-bewussten Motive bei der Partnerwahl.
    Und das, was du da nennst, ist häufig bei narzisstischen Menschen zu finden. Narzissten (anders gesagt Menschen mit einer Selbstwertproblematik, Menschen, die noch keine autonome Selbstwertregulation haben) haben die Tendenz, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Wobei natürlich dann rauskommen muss, dass sie selber dabei der ÜBER-legene (und eben nicht der UNTER-legene) sind... Dann haben so manche Narzissten die Tendenz, dominieren zu wollen (es gibt aber auch die quasi komplementär-narzisstische Variante mit der Neigung, sich dem idealisierten Partner zu unterwerfen).
    Ja, und für so einen Menschen kann natürlich auch ein AS-Partner "anziehend" sein. Da hat er - aus seiner, des Narzissten Sicht - quasi von vorneherein den überlegenen Pol inne aufgrund der Einschränkungen des AS-Partners. Und dann "braucht" er die Abhängigkeit und die Defizite des AS-Partners, um im Vergleich mit ihm (siehe oben) als der "Bessere", der Überlegene, der Souveräne etc. etc. abschneiden zu können.


    Ein weiterer (auch oft unbewusster) Hinter-grund, der mir inzwischen an mehreren Paaren NT-Frau mit AS-Partner aufgefallen ist:
    Die betreffenden Frauen waren sexuell traumatisiert (teils Inzest in der Kindheit, teils Vergewaltigung im Erwachsenenalter, teils beides). Ganz vereinfacht gesagt: Die sind also zutiefst traumatisiert durch "Übergriffe" (Aggression/ aggredere = herantreten) auf ihren Körper und ihre Psyche, durch eine Extremvariante "negativer Nähe". Für die ist also das "Übergriffige" das Bedrohliche. Und da fühlen sie sich bei einem AS-Mann, der schon mal von seiner ganzen "Art" her "so in sich selbst zurückgezogen ist" (und oft genug ja nun auch "nicht gerade versessen ist" ;) auf Körperkontakt, Sexualität usw.) erst mal sicher, ruhig, "nicht bedroht". Bei diesen Frauen wäre also die Wahl eines AS-Partners zu sehen als (meist unbewussten) Ausdruck ihres "Traumakompensatorischen Schemas".


    Ein weiterer (auch den meisten unbewusster) Hintergrund ist: So manche Menschen neigen dazu, sich in einen Menschen zu verlieben, bei dem "die heimatlichen Glocken läuten", also z.B. dass sich eine Frau in einen Mann verliebt, der "irgendwie" ihrem Vater ähnlich ist (bei manchen ist das so offensichtlich, dass es selbst auf Körperebene zu sehen ist: der Partner ist der selbe "Typus" wie der Vater). Ja, und so sind mir auch NT-Frauen mit AS-Partner bekannt, deren (der Frau) Vater auch autistisch ist (was sie aber oft erst "merken" angesichts ihres AS-Partners).


    Dann die unbewusste Wahl eines AS-Partners auf dem Hintergrund einer "gemeinsamen Schnittmenge". Hier könnte man als Beispiele bringen: NT-Frauen mit introvertierter Persönlichkeit fühlen sich (wenn sie unbewusst nach der "gemeinsamen Schnittmenge" wählen) dann eher zu einem AS-Mann hingezogen, als Frauen mit extrovertierter Persönlichkeit (oder Persönlichkeitsstörung wie z.B. die Histrionische PS, Borderline-PS usw.). Auch Menschen mit zwanghafter Persönlichkeitsstruktur haben eine gewisse Schnittmenge (zumindest von außen betrachtet) mit AS. Ja, und hier wären auch noch zu nennen NT-Frauen mit Hochbegabung. Denn auch die Hochbegabung geht oft genug einher mit z.B. Problemen mit Reizüberflutung, dann viele Routinen im Alltäglichen (weil es im Innen schon ständig "sprudelt" eben das Bedürfnis, im Außen zu vereinfachen, klare Strukturen zu haben), dann die Schwierigkeiten mit Smalltalk und so manch anderem "Üblichen und Alltäglichen" usw. usw. Ja, und natürlich auch hier die Introversion.


    Gut. Will hier mal innehalten. Da gäbe es noch so einige weitere un-bewusste Hintergründe und Zusammenhänge. Aber das ist ja nun hier nicht das Thema.
    Was ich aber doch noch sagen will: Auch wenn so unbewusste Dinge bei den allermeisten Menschen mitreinspielen, so darf man doch nicht vergessen, dass die Partnerwahl - zumindest bei halbwegs reifen Menschen - schlussendlich eine bewusste, freie Willensentscheidung ist oder wenigstens sein soll und vor allem eine Wahl, die die PERSON meint, den ein-MAL-igen und einzig-ART-igen Menschen, der der Andere IST - und eben nicht die "Eigenschaften" (körperlich, psychisch, intellektuell etc.), die der andere HAT.



    Wahrscheinlich ist es nicht mal so wichtig, ob und wie gut der Partner "aspergerisch" lernt, sondern ob er generell flexibler ist als wir es sind, und ob er bereit ist, sein eigenes Verhalten und seine Motive zwischendurch auch mal zu hinterfragen. (Kann ja auch spannend sein). Oder ob man gemeinsame Interessensgebiete hat die auch verbindend wirken.


    Da stimme ich dir natürlich zu.
    "Aspergisch" zu lernen, halte ich jedoch schon auch für sehr wichtig. Mal ganz allgemein gesagt: Wenn man einen Menschen liebt, will man ihn ja auch "sehen" und "erkennen", ihn immer besser und tiefer verstehen usw. Und da nun Menschen mit AS ja wirklich und oft ganz grundlegend anders ticken, muss man sich als NT-Partner da schon konkret damit befassen ("aspergisch" lernen - ja, wie man eine Fremdsprache lernt), sonst kann man den Partner nicht wirklich verstehen. Geschweige denn ADÄQUAT auf ihn eingehen.
    Ein anderes ist: Es ist hilfreich im Blick auf den "Leidensdruck" des NT-Partners. In dem Maße, wie ich angefangen hab, "aspergisch" zu lernen (ist, wie gesagt, noch nicht soo lange), gab es auf einmal deutlich weniger Missverständnisse, Konflikte oder Situationen, in denen ich irritiert, verletzt etc. war. Eben weil ich die Äußerungen und Verhaltensweisen auf einmal "richtig übersetzen" konnte und eben nicht mehr durch die NT-Brille bzw. in der NT-Sprache und "Grammatik" gesehen/gehört/ erlebt/ interpretiert habe.



    Deshalb finde ich auch "star trek" so faszinierend. Man erforscht andere Welten, versucht ihren Werten und ihre Kultur mit Neugierde und Respekt zu begegnen und gegenseitige Ressourcen zu nutzen. Die eigene Kultur wird auch mal hinterfragt und in die andere Kultur mischt man sich nicht eingreifend ein, wenn man sie nicht versteht.


    Schön gesagt!


    Da fällt mir spontan eine Stelle von Walter Schubart in seinem Buch "Religion und Eros" ein:


    Die echte Liebe „sucht nicht das Ihre“. Hingabe bricht den Eigennutz. Sie lehrt das Leben für einen anderen, das Hinüberlauschen und Hinüberfühlen in ein fremdes Leben. Sie sprengt die Grenzen der eigenen Person und der Einsamkeit, in der sie sich verfangen hatte. Das ist das Erlösende und Befreiende in der Liebe. Ohne sie kann niemand erfahren, was Freiheit ist...



    Worauf es ankommt, das sind nie die Bedingungen, die man vorfindet, sondern das ist stets das Lebenswerk, das man daraus gemacht hat. (Elisabeth Lukas)

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