Was man NIE zu Autisten sagen sollte!

  • Mir hat mal jemand geschrieben, der nach meiner Ansicht wohl NT ist - es sei denn ebenfalls Asperger, jedoch dies entweder ebenso unbewusst wie ich damals oder dies nicht nach aussen kommunizierend:


    Ich muss ganz schön filtern.


    In einer Angelegenheit, die ich später als emotionellen Overload analysiert habe. Ich wusste damals von der Diagnose F84.5 noch nichts, wusste nicht, dass meine Wutanfälle Meltdowns und meine Rückzüge Shutdowns sind, habe aber gespürt, dass bei mir einfach kaum mehr was geht. Von daher wirkte diese Aussage wie ein Affront auf mich. Meine Rückmeldung war dann recht typisch "offen und ehrlich". Aber jene Person konnte eben auch nicht wissen, dass ich Asperger bin. Insofern ist das wirklich sehr sehr unglücklich gelaufen...


    Aber: Wie würde es Euch gehen, wenn gegenüber Euch jemand als mutmasslicher NT diese oder eine inhaltlich vergleichbare Aussage machen würde?

    Einmal editiert, zuletzt von ISBD ()

  • Aber: Wie würde es Euch gehen, wenn gegenüber Euch jemand als mutmasslicher NT diese oder eine inhaltlich vergleichbare Aussage machen würde?


    Wie es mir damit gehen würde, weiß ich nicht. Diese Aussage "ich muss ganz schön filtern" spricht bei mir kein Gefühl an. Ich denke, ich würde diese Person fragen: "was willst Du mir damit sagen?"

  • In einer Angelegenheit, die ich später als emotionellen Overload analysiert habe. Ich wusste damals von der Diagnose F84.5 noch nichts, wusste nicht, dass meine Wutanfälle Meltdowns und meine Rückzüge Shutdowns sind, habe aber gespürt, dass bei mir einfach kaum mehr was geht. Von daher wirkte diese Aussage wie ein Affront auf mich. Meine Rückmeldung war dann recht typisch "offen und ehrlich". Aber jene Person konnte eben auch nicht wissen, dass ich Asperger bin. Insofern ist das wirklich sehr sehr unglücklich gelaufen...


    Sali ISBD


    Tust du mir einen Gefallen?


    Wir bemühen uns in diesem Forum sehr darum in Hochdeutsch zu schreiben, was für Schweizer nicht selbstverständlich ist. Da uns bewusst ist, dass in geschriebenem Text immer auch sehr viel Interpretationspielraum steckt sind wir bemüht, wenigstens eine einheitliche Sprache zu verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden.


    Ev. ist das in anderen Foren die du besuchst anders, aber ich kann mit den von dir verwendeten Anglizismen wie Overload, Shutdown und Meltdown so gar nichts anfangen - nein korrekterweise muss ich sagen, diese Ausdrücke ärgern mich. Sie haben so gar nichts mit meinem Erleben und meinem Empfinden zu tun, so dass ich deine Texte nicht wirklich verstehen kann.


    Es reicht doch wenn du schreibst, dass du überfordert warst, wütend geworden bist oder dich zurückgezogen hast.


    Meinst du ist es möglich, dass du dich deiner Schweizer Leserschaft diesbezüglich etwas anpassen kannst?


    LG Passi

  • Mir hat mal jemand geschrieben, der nach meiner Ansicht wohl NT ist - es sei denn ebenfalls Asperger, jedoch dies entweder ebenso unbewusst wie ich damals oder dies nicht nach aussen kommunizierend:


    Aber: Wie würde es Euch gehen, wenn gegenüber Euch jemand als mutmasslicher NT diese oder eine inhaltlich vergleichbare Aussage machen würde?


    Ich kann diese Sätze nicht korrekt deuten ... tut mir leid.

  • Schließe mich passiflowers Aussage an, Nix vestehn..... 8|
    Habe es mich nur nicht früher hier schreiben getraut um nicht als doof da zu stehen. :whistling:

  • ich hatte ebenfalls Probleme mit dem Inhalt, besonders die Aussage : " es sei denn ebenfalls Asperger ",
    was ist denn mit "ES" gemeint, ISBD ?
    ansonsten hab ich den TXT als Kommunikationsproblem eingestuft......
    liebe Grüsse von Cindy

    Der wertvollste Besitz, den man haben kann, ist Seelenfrieden. Friede kommt von innen und kann niemals durch materielle Werte entstehen.
    -Sathya Sai Baba-

    • Offizieller Beitrag

    ...aber ich kann mit den von dir verwendeten Anglizismen wie Overload, Shutdown und Meltdown so gar nichts anfangen - nein korrekterweise muss ich sagen, diese Ausdrücke ärgern mich.


    @ Passi
    Overload, Shutdown und Meltdown sind Ausdrücke, die durchaus in der Literatur zum Thema Autismus verwendet werden. Du brauchst dich also nicht zu ärgern, dass ISBD diese hier gebraucht. :ja:


    Hier einige Links zum Thema:
    Das Gefühl des Overloads
    http://quergedachtes.wordpress…-leben-wie-in-einem-film/
    http://ellasblog.de/ellas-blog…halten-overload-meltdown/

    • Offizieller Beitrag

    Hoi ISBD


    Leider verstehe ich deinen Text nicht genau. Ich versuch mal, diesen zu interpretieren, aber es kann gut sein, dass ich damit sehr daneben liege... :hm:

    Mir hat mal jemand geschrieben, der nach meiner Ansicht wohl NT ist - es sei denn ebenfalls Asperger, jedoch dies entweder ebenso unbewusst wie ich damals oder dies nicht nach aussen kommunizierend:
    Ich muss ganz schön filtern.

    Meinst du damit: Mir hat mal jemand geschrieben, der nach meiner Ansicht wohl NT ist - es sei denn, er ist ebenfalls Asperger?



    Aber: Wie würde es Euch gehen, wenn gegenüber Euch jemand als mutmasslicher NT diese oder eine inhaltlich vergleichbare Aussage machen würde?

    Ich nehme eigentlich bei jeder Person erstmals an, sie sei ein NT... Die statistische Wahrscheinlichkeit, spontan auf einen Aspie zu treffen, ist ja ziemlich klein. Vielleicht hat dein Ausdruck "mutmasslicher NT" bereits für etwas Verwirrung gesorgt?


    Es gibt da wohl mehrere Möglichkeiten um diesen Text zu interpretieren:
    Die Person könnte es eher ankerkennend gemeint haben: "du musst ja ganz schön filtern!?!" und könnte damit ausdrücken, dass dies für dich sehr anstrengend sein muss.
    Die Person könnte es aber auch vorwurfsvoll gemeint haben: "du musst einfach ja nur schön filtern" und sagt dir damit, dass dies ja wirklich kein Problem sei. Dies wäre dann eine Aussage ist von jemandem, der dich und deine Einschränkungen nicht ernst nimmt.


    Aber wie gesagt, dies sind nur Mutmassungen. Auch kommt es darauf an, in welchem Verhältnis du zu dieser Person stehst und ob sie überhaupt von deinem Autismus weiss.

  • Ev. ist das in anderen Foren die du besuchst anders, aber ich kann mit den von dir verwendeten Anglizismen wie Overload, Shutdown und Meltdown so gar nichts anfangen - nein korrekterweise muss ich sagen, diese Ausdrücke ärgern mich. Sie haben so gar nichts mit meinem Erleben und meinem Empfinden zu tun, so dass ich deine Texte nicht wirklich verstehen kann.


    Es reicht doch wenn du schreibst, dass du überfordert warst, wütend geworden bist oder dich zurückgezogen hast.


    Das erinnert mich ganz entfernt an zuhause. Da wurde von mir verlangt, "deutsch" zu reden. Sogar die Verwendung von Begriffen, die in der Schule ganz normal gebraucht wurden, waren für mich verboten. Mir wurde unterstellt, nicht mal deren Bedeutung zu kennen. Dagegen kam ich selbst mit den Erklärungen aus dem Fremdwörterlexikon nicht an.
    Folglich bin ich heute noch sehr ängstlich und wage es kaum, Fachbegriffe zu verwenden.
    Naja, etwas Gutes hat es aber auch, nämlich wenn ich heute die ausführliche, einfach Umschreibung ganz normal verwenden kann, wirkt die Sprache nicht "überheblich".

  • @ Passi
    Overload, Shutdown und Meltdown sind Ausdrücke, die durchaus in der Literatur zum Thema Autismus verwendet werden. Du brauchst dich also nicht zu ärgern, dass ISBD diese hier gebraucht. :ja:


    Hier einige Links zum Thema:
    Das Gefühl des Overloads
    http://quergedachtes.wordpress…-leben-wie-in-einem-film/
    http://ellasblog.de/ellas-blog…halten-overload-meltdown/

    Ich bin eigentlich auch kein Freund von Anglizismen. Mir ist "Billett" oder "Fahrkarte" auch lieber als "Ticket". Das ist hier jedoch wie beim "Curricum Vitae", dem Lebenslauf. Es handelt sich um Fachausdrücke. Ich war der Meinung, sie sind hier bekannt - zumindest Danke, Sid, für Deine Unterstützung! Ich verwende gerne adäquate Ausdrücke (Substantive) auf deutsch, sonfern es dafür welche gibt und mir diese genannt werden.


    Ich dachte eigentlich, als ich mich mit der vorläufigen Diagnose angefangen habe zu beschäftigen, genau diese Sprachgenauigkeit in Bezug auf eine fachgerechte Terminologie sei typisch für jemanden mit Asperger-Syndrom? Es irritiert mich jetzt, dafür angegriffen (wie ich mein Empfinden dazu analysiere) zu werden.
    Weiterhin meinte ich über meinen Recherchen erkannt zu haben, dass genau jene stark versachlichte Sprache, also Terminologie zu verwenden anstelle von Gefühlsausdrücken wie 'überfordert, wütend, zurückgezogen', wie ich es gerne mache, sei ein ebenso typisches Asperger-Merkmal. Ausdruck dessen, dass man Gefühle weniger (oder gar nicht) intuitiv und mehr (oder ausschliesslich) rationell begreift. Vielleicht ist es jedoch einfach nur typisch für mich?


    Übrigens: Für jemanden, der wie ich über zwölf Jahre in Bern und Luzern gelebt und gerne Züri West, Patent Ochsner etc. hört, ist Mundart auch kein allzugrosses Problem...

  • Ich bitte um Entschuldigung. Mich selbst hält die ganze Geschichte, die damit verbunden ist, noch zu sehr innerlich gefangen.
    Die Person meinte, dass sie am Arbeitsplatz viel zu tun hat, weswegen sie die Nachrichten dort - die Kommunikation erfolgte via E-Mail - ganz schön filtern muss. Mich hat dies sehr verärgert, da es inhaltlich um etwas privates ging, ich von der Person jedoch nur die geschäftliche E-Mail-Adresse besass (man hätte mir auch ausserhalb der Arbeitszeit und vom privaten Account antworten können, so wie ich von meinem privaten Account aus geschrieben habe). Zu jenem Zeitpunkt hat mich die ganze Angelegenheit derart in Beschlag genommen, dass ich selbst sie mental überhaupt nicht mehr herausfiltern und mich mit etwas anderem befassen konnte. Bei mir haben also die Filter versagt, während bei jener Person ihre zwar beansprucht waren, aber wahrscheinlich kaum in dem Masse überlastet, wie bei mir.


    Ich habe zwar eine gut begründete vorläufige Diagnose ICD-10 F84.5 durch einen Facharzt, hätte diese Information jedoch nicht akzeptiert, wenn mich nicht gleich einem Schock anderes dazu gebracht hätte, dieser These Raum zu geben und mich damit zu beschäftigen. Bis vor einigen Wochen war ich, mit 42 Jahren, für mich ein NT unter NT. Heute muss ich nach dem Stand der Dinge davon ausgehen, dass jene vorläufige Diagnose stimmt, ich also 42 Jahre auf eine gewisse Art ein unbewusst 'falsches' Leben führte. Das führt bei mir zu einer grossen Verunsicherung. Wer weiss, wieviel von mir nicht erkannte Menschen mit Asperger da draussen herumlaufen und mir schon persönlich begegnet sind, ohne dass ich diese erkannt habe? Daher kann ich selbst derzeit nicht erstmal davon ausgehen, jede Person mir gegenüber sei NT.

  • Ich dachte eigentlich, als ich mich mit der vorläufigen Diagnose angefangen habe zu beschäftigen, genau diese Sprachgenauigkeit in Bezug auf eine fachgerechte Terminologie sei typisch für jemanden mit Asperger-Syndrom? Es irritiert mich jetzt, dafür angegriffen (wie ich mein Empfinden dazu analysiere) zu werden.


    Hallo ISBD, wie ich deinen Zeilen entnehmen kann bist du wie ich ein Spätdiagnostizierter. Ich habe meine Diagnose vor ein paar Monaten erhalten. Ich empfinde es icht als Angriff auf deine Person, wenn ich um etwas bitte. Asperger ist eine Form der Autistischen Spekrtum Störung, vielfach einfach ASS genannt, welche sich sehr vielfältig ausprägen kann. Daher verzichte ich auf jegliche "scharfen" Diagnosecodes und allerlei "fachgerechte Terminologie". Dies mag im Umgang mit Ärzten, Therapeuten oder IV und Rentenkassen nützlich sein, aber mir selber nützt es gar nichts. Meine ASS lebt nun 49 Jahre in mir und das ohne die Hilfe von Fachbegriffen. Kommt dazu, dass die von mir kritisierten Begriffe in meinem Wissen bereits mit komplett anderen Vorgängen belegt sind und für mich untauglich sind um zu beschreiben, was ich erlebe und wie es mir geht. Schliesslich fühle ich mich nicht wie ein Atomkraftwerk, sondern wie ein normaler Mensch. Selbst die meines erachtens "harte" Abgrenzung zwischen Aspergern und NTs empfinde ich als unwürdig für beide Seiten. Wie es der Name schon sagt ist die ASS eine Störung in einem gewissen Spektrum, was heisst es gibt ganz leicht betroffene Menschen die nur schwer von NTs abgegrenzt werden können, sowie es schwer Betroffene gibt die sichtbar mit Auffälligkeiten leben müssen.


    In all dem Wirrwarr der Diagnostik entscheiden zu können, wer ist ein NT und wer ist ein Autist, traue ich mir schichtweg nicht zu, dafür weiss ich viel zuwenig darüber. Für mich ist entscheidend, dass eine Fachperson nach ausführlichen Tests mir gesagt hat, dass ich von einer ASS betroffen bin. Was nun genau ist mir eigentlich egal, es hilft mir nicht weiter. Entscheidend aber ist für mich, wie ich und meine Frau damit in der Partnerschaft umgehen. Mit dem Resultat, dass wir seit der Diagnose und gemeinsamen Gesprächen mit der Ärztin keine Streitereien mehr haben. Wir haben es akzeptiert wie es ist und passen unser Verhalten dementsprechend einander an. Da sind beide Seiten gefragt und es geht mir viel besser, weil ich so sein kann wie ich bin und mich so äussern kann wie ich möchte. Ich muss mich einfach etwas mehr anstrengen Aussagen zu detaillieren und aufmerksam sein, ob meine Aussage auch richtig angekommen ist.


    Wie ist das bei dir ISBD? Akzeptierst du deine Diagnose? Wie geht es dir dabei und was ziehst du für Erkenntnisse daraus?


    LG
    Passi

  • Naja, etwas Gutes hat es aber auch, nämlich wenn ich heute die ausführliche, einfach Umschreibung ganz normal verwenden kann, wirkt die Sprache nicht "überheblich".


    Genau! :ja:

  • Wie ist das bei dir ISBD? Akzeptierst du deine Diagnose? Wie geht es dir dabei und was ziehst du für Erkenntnisse daraus?

    Ich hatte das totale Kommunikationsdesaster, weil ich in einer Phase sehr starken Frustration (kaputtgemacht und weggemobbt vom Vorgesetzten), versucht habe über ein emotionelles Thema zu sprechen. Ich habe, wie ich das immer mache, einfach alles, was mich inhaltlich bewegt, was ich dachte und was ich analysiert habe zu empfinden, dort hineingepackt. Es ist bei der Person gegenüber so angekommen, dass es diese krank gemacht hat. Das war der Grundschock.


    Ich habe meine markanten Tics die vergangenen Jahre immer mit ADHS in Verbindung gebracht, aufgrund einer alten Diagnose aus den 1980ern, die auf "Hyperkinesie" lautete. Ohne jedoch eine konkrete ADHS-Diagnose erhalten zu haben.


    Als ich aus Luzern fortgezogen bin, habe ich Unterlagen von meinen Hausarzt erhalten. Darunter auch derjenige des Psychiaters, der die vorläufige aber begründete Asperger-Diagnose erstellt hat.
    Darin steht folgendes:
    "ich vermute, dass es sich hier um eine erwachsene Form der Autismusstörung handelt, was dem Exploranden aber noch nicht bewusst wäre.
    Der Explorand ist über diese meine Verdachtsdiagnose nicht informiert. Es empfiehlt sich, mit einer solchen nicht vorschnell umzugehen und eine allfällige Heranführung des Exploranden erst bei Erhärtung des bestehenden Verdachtes und dann sorgfältig durchzuführen."
    Das "sorgfältig" hat sich ja inzwischen erledigt. Und aufgrund des oben beschriebenen Grundschocks bin ich auch nicht mehr der Lage, diese Verdachtsdiagnose als Humbug abzutun, was ich sonst wahrscheinlich getan hätte.


    Ich recherchiere momentan sehr viel zur Thematik, schauer mir rückblickend mein Leben an und entdecke immer mehr, das eigentlich nur mit jener Diagnose erklärbar ist. D.h. ich funktioniere derzeit sehr stark rational und das emotionale Verarbeiten jenes Umstandes, dass ich höchstwahrscheinlich Asperger bin, hinkt hinterher.


    Zudem habe ich mein Verhalten bisher immer als im Spektrum des Normalen angesehen, auch wenn ich mitunter angeeckt bin. Das betrifft auch meine Wutanfälle, die zwar immer recht heftig waren und wofür ich kritisiert wurde, aber mehr als die Forderung an mich "Mach Dich doch mal locker" kam auch nie heraus. Daher ist für mich jetzt plötzlich alles in meinem Leben aus den vergangenen über 42 Jahren, was bisher normal war, rückblickend eben nicht mehr.

  • Ich habe mit diesen Anglizismen keine Probleme. Definition etwas aufblasen oder etwas umherschieben und es passt. ;)
    ... das muss ich ja ständig


    "Ich muss filtern" von der anderen Person gesagt könnte beispielsweise heissen
    - ich ertrage schlecht was du schreibst
    - ich versuche zu verstehen was du meinst
    - ich habe viel Spam
    - es hat zuviel Unwichtiges in meiner Mailbox


    Betreffen Akzeptanz der Diagnose gibt es in meinem Fall einen wichtigen Unterschied:
    Die Diagnose akzeptiere ich; ich wollte ja auch meinen dringenden Verdacht bestätigt wissen.
    Den Diagnosebrief akzeptiere ich jedoch nicht, denn dieser ist sehr einseitig und befasst sich fast ausschliesslich mit den Schwierigkeiten in ihrem Urzustand (also ohne Fortschritte) und verliert kein Wort über Dinge die ich wegen AS besser kann.


    Sollte ich tatsächlich ein Buch schreiben müssen, um alle 3 existenziell wichtigen Seiten angemessen gewürdigt zu erhalten?

  • Sollte ich tatsächlich ein Buch schreiben müssen, um alle 3 existenziell wichtigen Seiten angemessen gewürdigt zu erhalten?

    Ja! ;) ...und wenn Du es fertig hast, mach bitte hier Werbung. Ich würde es gerne lesen.

  • Hallo ÎSBD


    Ich danke ganz herzlich für deine Offenheit, mit diesem Text kann ich was anfangen und er erlaubt mir, etwas von deiner Situation zu verstehen.


    Vor wenigen Monaten ging es mir ganz ähnlich, wobei meine eigene Vermutung auf Asperger schon bald ein Jahr zurückliegt. Die Phase die du jetzt durchmachst hatte ich in der Zeit vor meiner Diagnose. Ich fühlte mich als "normal" aber ich wusste auch ganz klar, dass mein Leben anders verlaufen ist als es üblich ist. Da die Beziehung zu meiner Frau wortwörtlich auf dem Scheideweg war - es wäre meine dritte Scheidung gewesen - habe ich mich entschlossen, mich fachmännisch abklären zu lassen. Die darauf folgende Diagnose hat mich nicht durch-, dafür aber wachgerüttelt. Ich hatte nie Probleme damit mich selbst kritisch zu hinterfragen, aber ich habe auch keine nützlichen Antworten auf meine Fragen bekommen. Das hat die Diagnose geändert. Nein das ist nicht präzise genug. Die Auseinandersetzung mit der Diagnose und was ich daraus gemacht habe, hat etwas geändert. Der Austausch hier im Forum und mit anderen Aspergern im Real Life, sowie Gespräche mit meiner diagnostizierenden Ärztin haben etwas in mir geändert. Ich nehme heute die Diagnose an wie sie gestellt wurde und sage mir, ich brauche mich dafür nicht zu schämen und ich brauche mich deswegen nicht schlecht zu fühlen. Im Gegenteil: Ich versuche Dinge herauszufinden wo ich sagen kann, dass es mir mit Asperger eigentlich gut geht. Diese Akzeptanz erlaubt es mir aus einer langjährigen chronischen Depression aufzutauchen und manchmal wieder sowas wie Spass zu haben an meinem Leben.


    Nach einer gewissen Zeit des Recherchierens und Nachdenkens bin ich heute zum Schluss gekommen, dass die Asperger Diagnose sich für mich positiv ausgewirkt hat.


    Früher gabs mal so den Slogan: "Ich bin rund - na und?"
    Da bin ich mittlerweile auch: "Ich bin Aspie - na und?" - oder etwas salopper gesagt: "Autismus kann durchaus auch Spass machen - so man es zulässt."


    Die Partnerschaft mit meiner Frau entwickelt sich täglich weiter und wir versuchen auch gemeinsam daraus eine humorvolle Partnerschaft zu gestalten - nicht trotz - sondern bewusst mit dem Autismus. Bewusstes "Hinschauen" statt "Wegsehen und Vermeiden wollen" prägt jetzt unser Leben, das finde ich schön und es ist deutlich entspannter.


    LG
    Passi

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