Meine Sicht auf Autismus

  • Hallo zusammen,


    es war eine ereignisreiche Woche! Ich hatte das Glück das ich egoFM ein Interview über Autismus und die Medienaffäre geben dürfte. Wer also mal reinhören will kann das hier tun!


    Das ich überhaupt mal persönlich in den Medien auftauche hätte ich nicht wirklich gedacht. Aber wenn man die Chance hat als Autiste zum Autismus ein Statement abzugeben sollte man sie auch nutzen (hatte tierisches Muffensausen).


    Vorgestern ist dann noch ein Artikel von mir bei Juiced.de erschienen. Es geht auch um die Medienaffäre mit dem Amoklauf.


    Liebe Grüße, eine besinnliche und schöne Weihnachtszeit wünscht


    Aleksander

    • Offizieller Beitrag

    Hallo querdenkender

    Ich hatte das Glück das ich egoFM ein Interview über Autismus und die Medienaffäre geben dürfte. Wer also mal reinhören will kann das hier tun!

    Ich habe mir heute das Interview in Ruhe angehört. Respekt, du verfügst über eine sehr präzise Rhetorik und erklärst Zusammenhänge sehr verständlich. Danke! Das Hören des Interview kann ich nur weiterempfehlen; besonders auch interessierten Besuchern unserer Forums, die einfach mal wissen möchten, was es denn nun auf sich hat, mit dem AS, das da ungewollt in die Schlagzeilen gekommen ist.


    übrigens: Herzliche Gratulation nachträgliche zum Goldenen Blogger des Jahres 2012.


    grüsse


    soleil

  • Hallo Querdenkender,
    Ich habe deinen Thread hier gelesen, und auch ein wenig in deinem hier verlinkten Blogs.
    Da es viel ist, habe ich die in die Lesezeichen gesetzt, und werde sie nach und nach zur Gemüte führen.


    Was ich hier in dem Thread gelesen habe, leider wurde vieles gelöscht, finde ich schade, dass so eine negative Stimmung aufkam. Wir sollten froh sein, dass jemand den Asperger den NT richtig erklärt und aufklärt.
    Es gibt noch in der heutiger Zeit, viele Missstände zum Thema Asperger/Autismus.
    So sollten wir wenigstens hier zusammenhalten, da wir im gleichen Boot sitzen und einander unterstützen und nicht einander "angreifen".
    Das war mein Senf zu dem Thema.

    • Offizieller Beitrag


    So sollten wir wenigstens hier zusammenhalten, da wir im gleichen Boot sitzen und einander unterstützen und nicht einander "angreifen".


    Ich war etwas verwirrt, als ich das las....
    Ich habe dann die alten Beiträge durchgelesen und festgestellt, dass einige Beiträge fehlen. Wenn Beiträge gelöscht wurden, dann ist das in der Regel hier ersichtlich.
    Als Erklärung, was passiert ist:
    Nic hatte damals Moderationsrechte und hat ohne unsere Einwilligung eigenmächtig seine Beiträge gelöscht. Deshalb sind sie nicht mehr ersichtlich. Es gab dann noch andere unschöne Vorfälle, was dann seine Sperrung zur Folge hatte.
    Mitlerweile wird das Forum besser überwacht, sodass solche Vorkommnisse nicht mehr möglich sind. Ich gebe zu bedenken, dass Moderatoren und Admin keine 100% Job hier im Forum haben und das Forum parallel zum Alltag betrieben wird.


    Ich möchte an dieser Stelle Querdenkender herzlich danken für seine interessanten Blogs :thumbup:

  • Ich selber erlebe mich nicht als Autist. Ich erlebe mich nicht als andersartig oder sonst wie behindert. Ich für mich selber erlebe mich als normaler Mensch. Mir ist auch nicht bewusst, dass ich mich irgendwie von meinen Mitmenschen unterscheide.
    Es sind meine Mitmenschen, die mir laufend zu verstehen geben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Dass ich Dinge sage die man nicht darf, andere Menschen anglotze, den Leuten beim Reden nicht in die Augen schaue, oder mich für Dinge interessiere, die langweilig sind oder wie im Falle der Geschichte schon längstens vorbei sind.
    Nicht ich habe mich zu Autist, sondern meine Mitwelt hat mich zum Autist gemacht.
    Wenn ich richtig verstanden habe, wird ein Asperger-Syndrom anhanden von abweichendem Sozialverhalten und nicht mainstream-fähigen Interessen diagnostiziert.
    So gesehen ist ein Asperger-Syndrom eine Form von nicht regelkonformen Verhalten.
    Die Gesellschaft erwartet das Männer aktives und Frauen passives Verhalten. Wenn ein Mädchen stundenlang ruhig mit Puppen spielt ist das ein rollenkonformes Verhalten. Wenn ein Junge sich still mit etwas beschäftigt und nicht aktiv und laut die Umwelt erkundet, entspricht er nicht der Rollenerwartung der herrschenden Gesellschaftsordnung. So gesehen macht es einen Sinn, dass Autismus häufiger bei Jungs als bei Mädchen diagnostiziert wird.
    Es gibt Gesellschaften, in denen als ausgesprochen unhöflich gilt, Menschen direkt in die Augen zu sehen. Unter anderem werden in diesen Gesellschaften langes Ruhig sein und Schweigen, als Zeichen grosser Ehrerbietung gewertet. Mich nähme es Wunder wie dort der Autismus gewertet wird. Ob es in einer solchen Gesellschaftsform es überhaupt ins Gewicht fällt, ob jemand ein Aspie ist oder nicht.
    Die Minderheit der Autisten ist wie andere Randgruppen von grosser Wichtigkeit für die Gesellschaft. Homosexuelle haben einen grossen Einfluss auf die Mode und Kultur. Ohne die Minderheit der Afro-Amerikaner, gäbe es keine moderne Musik und Popkultur.
    Mathematik und Informatik sind die oder eine natürliche Domaine der Aspies und Legasthenen. In dieser Funktion haben seinen einen massgeblichen Einfluss, auf die Art wie Wirtschaft und Gesellschaft miteinander Kommunizieren. Ohne Menschen mit „abnormen“ neuronalen Strukturen, gäbe es kein Informatikzeitalter.
    „Nicht der Behinderte ist behindert, sondern die Gesellschaft in der er lebt!“

    • Offizieller Beitrag

    „Nicht der Behinderte ist behindert, sondern die Gesellschaft in der er lebt!“


    Na ja, ganz so sehe ich das nicht....
    Ich sehe es eher so:
    "Nicht der Behinderte ist behindert, sondern die Gesellschaft behindert Menschen, die anders sind,"
    Zudem sehe ich AS nach wie vor nicht als Behinderung, sondern als eine Besonderheit. Was man aus dieser Besonderheit macht, ist jedoch jedem selbst überlassen.

  • @ Sunny
    Vielen Dank für die Erklärung. Dann sieht die Situation anders aus.
    Ich bin selber Mod in verschieden Foren, sowas geht natürlich gar nicht.
    Darum war ich auch selber erstaunt, warum so viel Gelöscht wurde, ich dachte, es seien Beleidigungen, was ich nicht nachvollziehen konnte. Deswegen meinen Beitrag.
    Wenn jemand schon so gute Blogbeiträge macht, muss man ihn auch unterstüzen.

  • "Nicht der Behinderte ist behindert, sondern die Gesellschaft behindert Menschen, die anders sind,"


    Der Satz könnte auch so erweitert werden: Die Behinderung der Gesellschaft liegt darin, dass sie Menschen mit einer individuellen, eigenen, alternativen Lebensweise behindert.
    Die Gesellschaft behindert sich selber weil sie in ungenügendem Masse, auf das brachliegende Potenzia,l sogenannt behinderter Menschen zurückgreift.


    In meinem Fall liegt eine Diskrepanz zwischen meiner Selbstwahrnehmung und der Aussenwahrnehmung vor. In meiner Odyssee durch Sonderschulen, Förderklassen und heilpädagogischen Heimen, habe so einiges erleben dürfen.

    Einmal editiert, zuletzt von joh () aus folgendem Grund: Formatierung nachschustern

  • @ Joh:


    Deine Aussage heute um 17 Uhr irgendwas war widersprüchlich.

    Zitat

    Ich erlebe mich nicht als andersartig oder sonst wie behindert.

    gleichzeitig:

    Zitat

    Es sind meine Mitmenschen, die mir laufend zu verstehen geben, dass mit mir etwas nicht stimmt. Dass ich Dinge sage die man nicht darf, andere Menschen anglotze, den Leuten beim Reden nicht in die Augen schaue, oder mich für Dinge interessiere, die langweilig sind oder wie im Falle der Geschichte schon längstens vorbei sind.

    Wenn dir deine Mitmenschen das zu verstehen geben und du dich nicht anders fühlst, dann Chapeau! Dass du deswegen nicht behindert bist, da gebe ich dir recht. Aber anders halt schon.

    Zitat

    Die Gesellschaft erwartet von Männern aktives und Frauen passives Verhalten. Wenn ein Mädchen stundenlang ruhig mit Puppen spielt ist das ein rollenkonformes Verhalten. Wenn ein Junge sich still mit etwas beschäftigt und nicht aktiv und laut die Umwelt erkundet, entspricht er nicht der Rollenerwartung der herrschenden Gesellschaftsordnung. So gesehen macht es einen Sinn, dass Autismus häufiger bei Jungs als bei Mädchen diagnostiziert wird.

    Ich denke eher, und das ist wahrscheinlich, dass Autismus genetisch bedingt ist. Und auf auf dem X-Chromosom liegt. Das erklärt das gehäufte Auftreten von Autismus bei Männchen viel eher. Solche Defekte für Männer sind nicht sehr selten, zum Beispiel Bluterkrankheit und noch andere Dinge. Dieser kleine Unterschied in den Chromosomen ist manchmal verherrend. Und Autismus hat wohl genetische Ursachen. Auch wenn ich meine, es mal gelesen zu haben, so nagelt mich nicht auf diese Aussage fest. Es scheint für mich aber wahrscheinlich zu sein.


    Zitat

    Die Gesellschaft erwartet von Männern aktives und Frauen passives Verhalten.

    Die Menschen erwarten eher kulturgerechtes Verhalten. In machen Gesellschaften sind Rollenbilder anders... Ein typisch männliches bzw. ein typisch weibliches Verhalten gibt es nicht. Es gibt nur immer das, was erwartet wird, und das kann je nach Kultur ganz anders sein.

    Zitat

    Die Minderheit der Autisten ist wie andere Randgruppen von grosser Wichtigkeit für die Gesellschaft. Homosexuelle haben einen grossen Einfluss auf die Mode und Kultur. Ohne die Minderheit der Afro-Amerikaner, gäbe es keine moderne Musik und Popkultur.

    Diese Aussage finde ich schlicht verwegen. Mir ist schon bewusst, dass es immer wieder Persönlichkeiten gab, die aus Randgruppen stammen. Aber das ist für mich ein typischer Fehlschluss. Heute gelte ja bei uns alle Menschen aus dem Balkan wegen ihrem Blut (bzw. ihren Genen) als aggressiv und minderwertig. Dabei vergisst man schnell, dass auch alle alten Griechen aus dem gleichen geographischen Raum stammen. Genauso abwegig ist es zwischen Römern und Italienern Vergleiche zu ziehen. Solche pauschalisierenden Aussagen finde ich daneben, auch wenn sie gut gemeint sind.

    Zitat

    Mathematik und Informatik sind die oder eine natürliche Domaine der Aspies und Legasthenen. In dieser Funktion haben seinen einen massgeblichen Einfluss, auf die Art wie Wirtschaft und Gesellschaft miteinander Kommunizieren. Ohne Menschen mit „abnormen“ neuronalen Strukturen, gäbe es kein Informatikzeitalter.

    Nochmals sehr verwegen. Das Informatikzeitalter beruht sicherlich nicht auf der Korrelation, die du ziehst. Ich weiss nicht, auf was es beruht, aber sicher nicht darauf, weil die Aspies der Welt die Informatik geschenkt haben, da gab es viel mehr Einflüsse. Und Informatik als «natürliche» Domaine für Aspies zu bezeichnen... Da können dir hier wohl noch manche andere widersprechen (auch wenn ich selbst mathematisch begabt bin). Ich habe auch Mühe (auch wenn ich das schon selbst gemacht habe), dass man historische Persönlichkeiten heute als Aspies definiert. Es gibt keine Möglichkeit, das zu beweisen. Das ist nur eine Behauptung. Nur um sich abheben zu können von dem Rest der Gesellschaft.


    Was ich in diesem Forum schon öfter herauslesen durfte, ist: Wir sind zwar krank, oder irgendwie anders. Aber dennoch bessere Menschen. Ich finde diese Behauptung falsch. Wer gibt uns das Recht, zu bewerten was Gut oder Schlecht ist? Was intelligent oder Dumm ist? Weshalb soll das Werteschema, das hier angewendet wird, «besser» sein soll als das, was «normale» Menschen anwenden?


    Tut mir Leid, dass ich jetzt deine Aussagen verwendet habe, um meinen Standpunkt klar zu machen. Es war nicht gegen dich gerichtet! Und auch mein Standpunkt ist nur ein Standpunkt. Ich denke nicht, dass ich die Weisheit gefressen habe und vielleicht mögen meine Aussagen auch völlig falsch sein. Aber vielleicht mag es ein Denkanstoss sein...

  • Zitat

    Mathematik und Informatik sind die oder eine natürliche Domaine der Aspies und Legasthenen. In dieser Funktion haben seinen einen massgeblichen Einfluss, auf die Art wie Wirtschaft und Gesellschaft miteinander Kommunizieren. Ohne Menschen mit „abnormen“ neuronalen Strukturen, gäbe es kein Informatikzeitalter.

    Diese Aussage mag verwegen klingen, jedoch hat sie tatsächlich eine Grundlage.
    Wieso? ganz einfach: in diesen und anderen Bereichen gibt es Aspies und vermutliche Aspies, die Bedeutendes geleistet haben
    Bill Gates, Albert Einstein, Michael Jackson, Ada Lovelace, Wolfgang Amadeus Mozart, Isaac Newton, Steve Jobs, Alan Turing, Thomas Edison, Nikola Tesla, Friedrich Nietzsche, Charles Darwin, Gregor Mendel, Charles Babbage, Mark Zuckerberg,usw.


    Es stellt sich tatsächlich die Frage, ob man nicht zumindest gewisse Asperger-Tendenzen haben muss, um etwas zu schaffen, was die Welt noch nie gesehen hat.


    Was übrigens die Rollenbilder angeht, sehe ich gute Nachrichten, denn heute verändern sich diese unter dem Druck der internationalisierung und der machenorts sehr bunten Mischung der Nationalitäten und Kulturen.
    Nur deshalb war es mir möglich, eine Nische zu finden, in der ich existieren kann.
    Ich weiss nicht, ob ich mich nicht gegen das Leben entschieden hätte, wenn es diese verschiedenen Gesellschafts-Räume nicht gäbe oder ich sie nicht entdeckt hätte.


    Betreffend der Widersprüche stelle ich fest,
    dass ich manchenorts Widersprüche sehe, wo andere keinen sehen oder ihnen dieser nicht aufgefallen ist
    aber auch dass andere Widersprüche sehe, wo ich keinen sehe, beispielsweise weil die beiden Seiten des Widerspruchs gar nicht ursächlich zusammen hängen.


    Tatsächlich fühle ich selber meine Andersartigkeit ja auch nicht. Da geht es mir wie Joh.
    Trotzdem muss ich die Kommentare der anderen über die Abweichungen verarbeiten. Nicht unbedingt mit meinem Gefühl, sondern mit meinem Verstand, so gut es eben geht.
    Mein Verstand nimmt also sehr wohl gewisse Dinge wahr, auch wenn ich es so nicht fühle, zumindest nicht so wie sich andere an meiner Stelle fühlen würden.
    Es ist wohl so, dass diese Diskrepanz existieren muss für einen Aspie.
    Offenbar hat diese Schauspielerei einen gewissen Erfolg, auch wenn es oft anstrengend und schmerzhaft ist, denn sonst wäre ich nicht in der heutigen Position.

  • Zitat

    Diese Aussage mag verwegen klingen, jedoch hat sie tatsächlich eine Grundlage. Wieso? ganz einfach: in diesen und anderen Bereichen gibt es Aspies und vermutliche Aspies, die Bedeutendes geleistet haben. Bill Gates, Albert Einstein, Michael Jackson, Ada Lovelace, Wolfgang Amadeus Mozart, Isaac Newton, Steve Jobs, Alan Turing, Thomas Edison, Nikola Tesla, Friedrich Nietzsche, Charles Darwin, Gregor Mendel, Charles Babbage, Mark Zuckerberg,usw.

    Ist es wirklich eine Tatsache, dass all diese Menschen betroffen von AS waren? Gerade bei den historischen Persönlichkeiten wurde das ja wohl kaum diagnostiziert. Und auf Vermutungen würde ich keine Schlussfolgerungen stellen. Das ist einfach keine Basis.


    Nehmen wir als Beispiel meinen geliebten Fernando Pessoa. Ich habe irgendwo hier im Forum die Vermutung aufgestellt, dass er wahrscheinlich auch Autist war. Aber genauso könnte es sein, dass er einfach schizophren war und er deshalb so gut schreiben konnte. Auch möglich, dass er einfach eine blühende Phantasie hatte, und sich deshalb einfach diese wunderbaren Gedanken von der Seele schreiben konnte.


    Für mich sieht es so aus, als würde man «edlen» und «bewunderswerten» Menschen eine Etikette anheften, nur um sich dann selbst ein wenig von «normalen» Menschen abheben zu können, da man sich durch die Etikette mit diesen verbunden fühlt. Das finde ich einfach falsch.


    Mir geht es nicht darum, Aspies schlecht zu machen. Aber man muss sich auch nicht künstlich überhöhen. Schlussendlich sind Aspies genauso Menschen wie alle anderen.


    Wie befinden uns hier im Thread von Querdenkender. Er hatte ja in seinem Blog (zurecht) angeprangert, dass man den Massenmörder von Middleton bitte nicht einfach als Autist sieht, weil es die Autisten negativ stigmatisiert. Umgekehrt sollte man aber auch die positive Stigmatisierung vermeiden. Beides hat die gleichen Grundlagen und beides ist ein Fehlschluss (meiner Meinung nach).


    Edit: wegen unschöner Darstellung des Textes

    Einmal editiert, zuletzt von faldegorn ()

  • All diese Personen sind/waren Aspies oder weisen/wiesen bedeutende Asperger-Tendenzen auf.
    Klar gibt es da eine Grauzone. Deswegen schrieb ich auch "Aspies und vermutliche Aspies".


    Für mich ist es unerheblich ob die Tendenzen für eine Diagnose ausgereicht hätten, denn mir geht es hier um einen Bereich, der die Grauzone mit den NTs einschliesst.
    Doch, man kann aus einer Grauzone heraus Schlussfolgerungen ziehen. Das Ergebnis ist dann allerdings ebenfalls eine Grauzone.
    So wie ich die Welt, auch die der Wissenschaft beobachte, sind Schlussfolgerungen aus Grauzonen heraus sogar eher die Regel als die Ausnahme.
    Man sehe sich nur einige Studien an. Das darf auch eine Doppelblindstudie sein. Das Problem in vielen Fällen ist, dass zwar ein statistischer Zusammenhang festgestellt wird, aber ein ursächlicher Zusammenhang im Prizip unbewiesen bleibt. Das sieht man etwa dann, wenn zwar nachgewiesen werden konnte, dass ein Medikament wirkt, aber nicht bekannt ist, warum es wirkt.
    Wann immer ich eine Studie im Detail angesehen habe, fand ich kein 100% klares Ergebnis, sondern eine mehr oder weniger grosse Grauzone, selbst bei rein statistischer Betrachtung. Damit das Ergebnis anerkannt wird, darf diese Grauzone nicht zu gross sein. Würde man fordern, dass keine Grauzone existieren darf, gäbe es kaum einen wissenschaftlichen Fortschritt.

  • Pathologisierung und Glorifizierung sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille.


    Zudem wurde einigen dieser Berühmtheiten schon verschiedene Persönlichkeitsstörungen aufdiagnostiziert.


    Und drittens: Ob jenes, das sie erfunden oder geschaffen haben, zum Wohle der Menschheit ist, ist eine ganz andere Sache. Und wie man einschätzen kann, was überhaupt zum Wohle der Menschheit dient, ist nochmals eine andere Frage.

  • Hallo,


    nun zum letzten Mal in diesem Jahr ein Blogpost von mir:
    Autismus ist: Wenn man trotzdem lacht!
    Es geht um Vorurteile, Stereotypen und wie die Gesellschaft uns Autisten so manches mal sieht. Verbunden mit dem Versuch neutral darzulegen warum diese Stereotypen eben nicht richtig sind.


    Und für alle die daran interessiert sind:
    Ich hatte gestern Vormittag einen kleinen Liveauftritt beim Deutschlandradio Wissen. Es ging nochmal, passend zum Jahresende, um die Blogger 2012. Zu hören bin ich als zweiter Gast recht am Anfang der Sendung.
    Online Talk mit dem Blog quergedachtes


    Ich wünsche Euch allen einen guten Rutsch und ein erfolgreiches neues Jahr! Und ganz persönlich wünsche ich mir das die Aufklärungsarbeit über Autismus weiter Fuß fasst und sich gut entwickelt!


    Liebe Grüße


    Aleksander

  • Seit 46 Jahren bin ich ein treuer Kunde der Helfer-Industrie. Weil irgendwas an mit nicht so war, wie es nach Meinung meiner Eltern sein sollte, wurde ich zum Psychologen geschleppt.
    Ende 60er gab es noch POS. POS war dann gerade modern. Vom Ende der 60er bis anfangs 80er Jahren, wurde aus allen Kindern, mit abweichenden, abnormen Verhalten POSler gemacht. Es gab Heime für POS-Kinder samt Therapie & Co. Heute gibt es nicht mal mehr POS.
    Weil Sozialarbeiter, Psychologen und Psychiater einen so Kunden wie mich nicht verlieren wollten, wurde meine Diagnose jeweils der Mode angepasst. Offensichtlich abnormal, konnte ich nicht einfach normal werden.
    In der Zwischenzeit hatte ich die verschiedensten Diagnosen.
    Darum meine ich: Die Gesellschaft macht die Behinderung. Was gerade Modern ist und sich massenmedial gut vermarkten lässt, muss als Diagnose erhalten.
    Wenn ich es richtig kapiert habe, dann wird eine Asperger-Syndrom anhanden des Sozialverhaltens, des Kommunikationsverhaltens und einem Hang sich mit abstrakten Dingen intensiv zu beschäftigen, diagnostiziert.
    Die Diagnose Asperger-Syndrom kommt ohne Hilfe eines genetischen Diagnoseverfahrens oder eines Gehirnscan zustande. Nicht die Materie, sondern dass von der Gesellschaft in der aktuellen Mode als normal empfundene Verhalten, sind die Grundlage der Diagnose.
    Die Gesellschaft entscheidet ob eine Eigenheit wie Körpergrösse, Augenfarbe, Sexuelle Orientierung, BDSM, Autismus, Adipositas, etc. nur eine in der Bewertung belanglose Besonderheit ist, oder eine Behinderung ist.
    Bis vor Kurzen galten Homosexualität und sexueller Sado-Maschochismus als psychische Behinderung. Sie wurde als solche nach IDC-10 klassifiziert, mit Medikamenten, Psychotherapie und Zwangsmassnahmen behandelt.
    Irgendwann wurden aus BDSM und Homosexualität normale, durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch akzeptierte Besonderheit, der sexuellen Ausrichtung. PolitikerInnen wie Corinne Mauch, Guido Westerwelle, Klaus Wowereit werden anhanden ihrer Leistungen und nicht anhanden ihrer sexuelle Orientierung beurteilt.
    Desgleichen mit der Legasthenie. Vor 45 Jahren wurde Legasthenie als schwere Beeinträchtigung, als Zeichen von mangelnder Intelligenz und Dummheit betrachtet. Heute weiss jeder das Legasthene normale Menschen sind, die wegen einer Andersartigkeit im Gehirn, die Rechtschreibung nicht erlernen können. Vernünftigerweise wird den Legasthene ein Nachteilsausgleich gewährt. Im Gegenzug macht sich die Gesellschaft die Fähigkeit der Legasthenen objektorientiert Denken zu können in der Informatik zu nutze.
    Als ich noch zur Schule ging, war für die Legasthenen eine Hilfsarbeiterkarriere vorgeben. Egal wie hoch der IQ, wer nicht richig Schreiben (noch heutiger Rechtschreibung schon wieder falsch) konnte und Tolggen ins Reinheft machte, wurde in die Hilfsschule abgeschoben.
    Auch hier macht die Gesellschaft die Behinderung. Ohne Rechtschreibung, keine Legasthenie.
    Die Gesellschaft besteht aus lauter Menschen und Gruppen die irgendwie benachteiligt sind. Die Liste der Selbsthilfegruppen in Kanton Luzern ist sehr lang.
    Nicht nur Aspies haben Probleme in der Kommunikation und sozialen Interaktion, sondern alle Menschen. Ein Blick auf die entsprechenden Fachabteilungen in der Buchhandlung impliziert diese Feststellung.
    Alleine der gesellschaftliche Mainstream entscheidet, was normal, abnormal oder eine unbedeutende Besonderheit ist. Die Entscheidung wird aufgrund von irrationalen, zu meist für die Mainstream-Medien gut vermarktbaren Parameter gefällt. Positiv ist, dass diese Entscheidung manchmal sehr schnell umkehrbar ist.
    Was heute als angesagt und modern gilt, wird zu meist von ehemaligen, in die gesellschaftliche Mitte aufgestiegen Randgruppen entschieden.
    Üblicherweise wird eine Randgruppe anhand von subjektiven, zu meist sachlich nicht zu treffenden Gründen marginalisiert. Betreffende Randgruppe beginnt sich zu wehren und klärt auf. Irgendwann wandelt sich das Bild und Gesellschaft beginnt die Inhalte, der Randgruppe für sich zu nutzen.
    Beispiele dafür gibt es viele. Bodybuilding, Schwulstylische-Mode, Popmusik, Brillen tragen, BDSM-Mode, Bio-Gemüse, Ökologie usw.
    Kürzlich haben die Gamer den Anschluss geschafft. Gestern waren sie noch asoziale Killer in Wartestellung und heute gilt Gamen als harmlose Freizeitbeschäftigung.
    Nach dem Newtown-Massaker haben die Journalisten die vorgefertigten Manuskripte auf den Desktop geholt und mithilfe der Suchen-und-Ersetzen-Funktion das Wort Egoshooter-Gamer mit Aspie ersetzt.


    Noch was: Es gibt weder gute noch schlechte Menschen. Es gibt verschiedene Menschen mit ihren ganze eigenen Stärken und Schwächen.
    Bevor die Attribute Gut und Schlecht benutzt werden können, muss allgemeingültig geklärt werden, was Gut und was Schlecht ist. Eine absolute Aussage ist nicht möglich, mehr als eine subjektive Wahrnehmung liegt nicht drin.
    Wenn dann Ying und Yang: Das Gute ist schlechte, das Schlechte ist gut. Alles ist in allem enthalten.

    Einmal editiert, zuletzt von joh () aus folgendem Grund: Der Fehlerteufel fordert seinen Tribut.

    • Offizieller Beitrag

    Lieber joh,


    wer Deine Beiträge liest, stellt sehr schnell fest, dass Du schon viel durchgemacht hast.
    Ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen und sehe Unterschiede zu Deiner Zeit - zu meiner Zeit und zu heute. Als 4-fache Mutter, davon ein Asperger und 2 ADHS Kinder (einer davon Legasteniker) sehe ich auch in die Zeit von heute.


    Du schilderst Eindrücke, wie DU das empfindest. Wie Du es erlebt hast in Verbindung mit Deinen (verletzten) Gefühlen.


    Ich sehe Deine Schilderungen von einer anderen Seite.
    In den 80-er Jahren hat man Legastenie oft erst sehr spät erkannt. In diesen Jahren hatten Pädagogen und Psychologen noch lange nicht das Wissen über die Psyche des Kindes gehabt. Wer zum Schulpsychologen musste, war meist schon sehr auffällig und *gestört*. Heute ist das ganz anders.....beim kleinsten Problem sucht ein Schulpsychologe nach den Ursachen und der IQ wird getestet.
    Früher gab es die Träumer und die *Räble* und beide hatten im Schulsytem Platz. Heute haben solche Kinder ADS oder ADHS und ihnen wird ein Platz - massgeschneidert - zur Verfügung gestellt.
    Ritalin kam langsam in Mode und war für überforderte Lehrer und Eltern sehr einfach und praktisch - die Kinder wurden ruhig gestellt. Daher auch heute noch das Vorurteil gegen Rialin.
    Heute bekommt ein Kind erst Ritalin, wenn es keinen anderen Weg mehr gibt - genauer gesagt: Wenn das Kind ohne Ritalin in der Klasse nicht mehr integriert werden kann, eine deutliche Leistungsverbesserung sichtbar ist oder die ganze Familie unter dem ADHS leidet.


    Weil irgendwas an mit nicht so war, wie es nach Meinung meiner Eltern sein sollte, wurde ich zum Psychologen geschleppt.


    Früher wurden Kinder ganz anders erzogen. Es galten andere Werte und Vorstellungen. Die Kinder von damals hatten wenig bis keine Rechte und die Eltern hatten das Recht, ihre Kinder so zurecht zu biegen, wie es ihnen beliebte. Es erstaunt mich, dass sich Deine Eltern die *Blössse* gaben, Dich zum Psychologen zu schleppen - für meine Eltern wäre das schon eine Schande gewesen. Ständig fanden sie etwas an mir herum zu nörgeln und doch schien nach aussen alles in bester Ordnung.
    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: mir mir war auch alles in Ordnung....nur mit ihnen nicht - davon wissen sie anscheinend bis heute nichts Aber das ist eine andere Geschichte.


    Ende 60er gab es noch POS. POS war dann gerade modern. Vom Ende der 60er bis anfangs 80er Jahren, wurde aus allen Kindern, mit abweichenden, abnormen Verhalten POSler gemacht. Es gab Heime für POS-Kinder samt Therapie & Co. Heute gibt es nicht mal mehr POS.


    Heute nennt man es ADHS.


    Weil Sozialarbeiter, Psychologen und Psychiater einen so Kunden wie mich nicht verlieren wollten, wurde meine Diagnose jeweils der Mode angepasst. Offensichtlich abnormal, konnte ich nicht einfach normal werden.
    In der Zwischenzeit hatte ich die verschiedensten Diagnosen.


    Ja, man kann es so sehen, oder einfach die Erkenntnis haben, dass auch Sozialarbeiter, Psychiater und Psychologen sich weiterbilden.


    Alleine der gesellschaftliche Mainstream entscheidet, was normal, abnormal oder eine unbedeutende Besonderheit ist.


    Das mag so sein.....was willst Du dagegen tun?
    Bei den Menschen ist es die Gesellschaft, die Normen vor gibt und bei Affen zum Beispiel ist es das Rudel. Es ist hart für jeden, der nicht in die Norm passt.
    Ich behaupte mal, das ist eine Tatsache, mit der es sich leben lässt. Was mir extrem Mühe bereitet ist das verlogene Geheuchel der Gesellschaft. Alle preisen das Wort Integration. Ein tolles Wort.... :thumbup: Nur keiner will bei sich anfangen. Jeder schiebt es auf den Nächsten...


    Noch was: Es gibt weder gute noch schlechte Menschen. Es gibt verschiedene Menschen mit ihren ganze eigenen Stärken und Schwächen.
    Bevor die Attribute Gut und Schlecht benutzt werden können, muss allgemeingültig geklärt werden, was Gut und was Schlecht ist. Eine absolute Aussage ist nicht möglich, mehr als eine subjektive Wahrnehmung liegt nicht drin.


    ....und das wird wohl noch lange so bleiben....


    Ich wünsche Dir die Kraft, Deine Vergangenheit so anzunehmen, wie sie ist. Vergangenes lässt sich nicht mehr ändern. Benutze Dein Wissen für Deine Zukunft, denn die liegt in Deinen Händen und die kannst Du nach Deinen Wünschen gestalten.

  • Früher wurden Kinder ganz anders erzogen. Es galten andere Werte und Vorstellungen. Die Kinder von damals hatten wenig bis keine Rechte und die Eltern hatten das Recht, ihre Kinder so zurecht zu biegen, wie es ihnen beliebte.


    Stimmt nicht ganz. Früher mussten die Kinder sich stärker den äusseren Gepflogenheiten fügen. Sie hatten aber dafür mehr Möglichkeiten sich frei zu entfalten. Von einem Kind wurde früher deutlich weniger erwartet. Es gab auch mehr Natur und Freiräume um Dinge auszuprobieren. Es gab weniger Kontrolle.

    Heute nennt man es ADHS.


    Stimmt nicht ganz. ADHS beinhaltet einige Aspekte von POS, ist aber etwas anderes als ein POS.
    Unruhe, Zappligkeit und mangelende Aufmerksamkeit waren die Grundmerkmale von POS. Als ich etwas älter war, wurde mir ende 1970er Jahre erklärt, das POS auswächst. Auch unter Fachleuten war die Ansicht weitverbreitet, dass mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter, POS von selber verschwindet (aus wächst).
    Darum wurde in der Schule auch mit Zwang gearbeitet. Weil man dachte dass dadurch die Aufmerksamkeit und Motivation steigt.
    Erst mit dem neurologischen Fortschritt wurde die dahinter liegenden Probleme besser erkannt und der Zwang verschwand aus dem schulischen Alltag.
    Darum wurde mir auch als junger Erwachsenen gesagt, dass ich nun gesund, also wieder normal bin. Nur meine Probleme hatten sich nicht gelöst.
    Heute gilt ADHS als unheilbar. Und zwar bis ans Lebensende. Heute wird auf die Kommunikationsprobleme und die sozialen Probleme gezielt eingegangen.
    Mit entsprechender Therapie und Nachteilsausgleich, sind die Folgen eines ADHS gut in den Griff zu bekommen. Mit der Therapie bin ich sehr zu frieden, schon in kurzer Zeit hat sich meine Lebensqualität gesteigert.
    Wobei nicht zu vergessen ist, dass die neurologischen Hintergründe noch nicht erforscht sind. Darum gibt es auch Überschneidungen mit Autismus, Hosipitalismus, ADHS, etc.
    Es ist gut möglich, dass mit dem wissenschaftlichen Fortschritt, die „Krankheitsbilder“ ADHS, Autismus, etc. verschwinden und neu definiert werden.
    Schade nur, dass für die Erforschung des Gehirnes und des Bewusstseins, nicht mehr getan wird. Weniger Geld für Waffen und mehr Mittel für den wissenschaftlichen Fortschritt wäre – ist wünschenswert.

    Das mag so sein.....was willst Du dagegen tun?


    Die Integration funktioniert sehr gut. Allerdings braucht es dafür Information. In der Regel sind die meisten Leute aufgeschlossenen und gutwillig. Wenn ihnen erklärt warum andere Menschen anders sind, akzeptierten sie dies in der Regel bereitwillig. Sobald Behinderung erkennbar sind, werden sie akzeptiert. Bei körperlichen Behinderungen ist die einfacher, als bei Behinderung die „man nicht sieht“.
    Die MS-Gesellschaft macht es vor wie es geht. Für mich ist sie das Mass für eine gelungene Lobbyarbeit zugunsten benachteiligter Menschen.

    Einmal editiert, zuletzt von joh () aus folgendem Grund: Die Fehlerhexe war wiedereinmal unterwegs. Zeit das der automatischen Rechtschreibe-Toner erfunden wird.

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