Gleich drei Artikel in der NZZ von heute (19. September 2013) zum Thema "Autisten am Arbeitsplatz"

  • In der aktuellen Ausgabe von heute (19. September 2013) nimmt die NZZ das aktuelle Thema "Autisten am Arbeitsplatz" auf.

    Die verschiedenen Konzepte von Specialisterne, Asperger Informatik AG und SAP werden beschrieben. Ein Artikel befasst sich mit der Unternehmenskultur bzw. was es braucht, damit Menschen mit Autismus angestellt und integriert werden können.


    Autisten am Arbeitsplatz - Die Stärken autistisch veranlagter Mitarbeiter besser nutzen
    http://www.nzz.ch/aktuell/wirt…-besser-nutzen-1.18152556



    Specialisterne vermittelt Autisten - Wo Nachteile ein Vorteil sind
    http://www.nzz.ch/aktuell/wirt…n-vorteil-sind-1.18152741



    Test für die Unternehmenskultur - Dem Anderssein eine Chance geben
    http://www.nzz.ch/aktuell/wirt…e-chance-geben-1.18152742



    Ich hatte noch keine Zeit die Artikel zu lesen werde aber später meinen Eindruck dazu nachliefern.


    Vorab ein paar interessante Zahlen aus der Infobox "Zahl zum Thema" (NZZ, 19.09.2013, Seite 31):

    • Geschätzer Anteil weltweit der Menschen aus dem Autismus-Spektrum: 1% oder ca. 70 Mio.
    • 4 von 5 Menschen mit Autismus haben keinen Job
    • 6 von 100 Menschen mit Autismus arbeiten 100%


    Viele Grüsse,
    HinterGlas

    2 Mal editiert, zuletzt von HinterGlas ()

  • HinterGlas,
    danke für die Links und Zahlen zum Thema Arbeitsmarkt und ASS-Betroffene


    Wer von Euch im Forum arbeitet bei 'Specialisterne'?
    Oder konnte von 'Specialisterne' vermittelt werden?


    Wer von Euch im Forum arbeitet bei 'Asperger Informatik' in Stäfa?


    Auch interessant ist der Zwischenbericht der aktuellen Studie:
    "Leben mit Autismus in der Schweiz - eine Elternbefragung"
    von Prof. Dr. Andreas Eckert, Hochschule für Heilpädagogik Zürich


    Nixon

  • Warum lese ich schon wieder von der "schwachen Form des Autismus"? Ist überhaupt jemals klinisch bestätigt worden, dass AS eine leichte Erkrankung ist? Nein! Also weg mit diesem widerwärtigen Präfix. Asperger ist Autismus.

  • Wenn 4 von 5 Autisten keine Arbeit haben, wird das wohl gute Gründe haben, will ich meinen. Diese ganze Schönrederei, Autisten könnten ihre Nachteile zu Vorteilen umwandeln, ist sehr gefährlich für jene, die wirklich nicht arbeiten können, obschon sie wollten. Überall liest man, die Autisten hätten endlich ihren Platz gefunden. Dabei ist die Informatik nicht jedermanns Steckenpferd! Und die Stellen sind auch sehr begrenzt, was in der übermässigen Berichterstattung untergeht, aber vielleicht sogar bewusst verschwiegen wird.

  • Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich sehe ja wie es mir selbst ergeht.
    Zwar habe ich eine Arbeit und mein Lohn ist mehr als anständig, aber die Politisiererei, Arschkriecherei usw. geht mir nicht nur auf den Wecker, sondern ich sehe auch wie diese Tendenzen effektiv die Qualität des Resultats senken, weil sich zuviele Leute nicht trauen sich um die unbequemen Fragen zu kümmern.
    Muss das wirklich sein? Oder könnte man mit ein wenig mehr Ehrlichkeit die Firma genauso weiterbringen wie die Integration von Sonderlingen wie Autisten?

    Einmal editiert, zuletzt von Fraktal ()

  • Warum lese ich schon wieder von der "schwachen Form des Autismus"? Ist überhaupt jemals klinisch bestätigt worden, dass AS eine leichte Erkrankung ist? Nein! Also weg mit diesem widerwärtigen Präfix. Asperger ist Autismus.


    Schweiz
    : ca. 8'040'000 Einwohner


    1% = ca. 80'400 Menschen sind im Autismus-Spektrum
    davon
    ca. 26'800 Kanner-Autisten
    ca. 26'800 atypische-Autisten
    ca. 26'800 Asperger-Autisten


    6% = ca. 4'824 ASS-Betroffene = 100% arbeitstätig


    Diese Zahl ist m.E. unrealistisch, da es sich in der NZZ um eine weltweite Statistik handelt und die Schweiz zu den eher fortschrittlichen Ländern gehört. Die Berechnung soll lediglich zu einem Gedanken zum Thema "mild", "leicht", "schwach" dienen.


    Tirant, wie viele Kanner-Autisten arbeiten Deiner Schätzung nach 100% ?


    Die Problematik Asperger-Autismus soll/darf nicht bagatellisiert werden. Selbst int. bekannte Fachleute wie Prof. Dr. Tony Attwood lehnen den Begriff "mild" ab.


    Dennoch bleibt die Frage: Im Vergleich zu wem steht der Begriff "mild"? In welchem Zusammenhang muss es in der Öffentlichkeit verwendet und erklärt werden?



    Überall liest man, die Autisten hätten endlich ihren Platz gefunden. Dabei ist die Informatik nicht jedermanns Steckenpferd! Und die Stellen sind auch sehr begrenzt, was in der übermässigen Berichterstattung untergeht, aber vielleicht sogar bewusst verschwiegen wird.


    Dieser Erkenntnis stimme ich zu. Autisten haben ein ebenso grosses Spektrum an beruflichen Interessen und Fähigkeiten wie Nicht-Autisten. Einzelne spezialisierte Firmen reichen nicht aus.


    Nixon

    Einmal editiert, zuletzt von Nixon ()

  • Die Problematik Asperger-Autismus soll/darf nicht bagatellisiert werden. Selbst int. bekannte Fachleute wie Prof. Dr. Tony Attwood lehnen den Begriff "mild" ab.


    An der Tagung im Mai in Zürich hat Tony Attwood genau das gesagt. Ich habe auch grosse Mühe mit den Wörtern wie "mild" oder "leicht". Es ist mir völlig klar, dass ein Mensch mit Kanner-Autismus schwerer betroffen ist. Aber der Leidensdruck kann bei Menschen mit dem Asperger-Syndrom höher sein, ganz einfach weil erwartet wird, dass man möglichst normal funktioniert.


    Ich arbeite 100% und habe einen marktgerechten Lohn. Dafür bin ich sehr dankbar, je länger je mehr. Aber das Arbeitspensum von 100% ist absolut grenzwertig zumal ich auch Familienvater bin und Verantwortung habe. Ideal wären 60-80%. Aber auf 80% gehe ich bei der aktuellen Stelle nicht herunter weil ich dann einfach die gleiche Arbeit in vier Tagen erledigen müsste. Das ging anderen Kollegen so. Bei 60% wäre die Lohneinbusse zu gross, auch die Reduktion auf 80% würde das Budget schon stark belasten.


    Bei der aktuellen Stelle habe ich einfach Glück gehabt. Ich habe sie vor einigen Jahren selber vorgeschlagen und die Firma ist darauf eingegangen. Es ist eine Stabsstelle und ich habe keine Führungsverantwortung. Ich habe regelmässig mit Menschen Kontakt aber habe auch viel Zeit mit reiner Schreibtischarbeit. Der Arbeitgeber weiss nichts vom AS und er wird es auch nicht erfahren solange es für mich so stimmt. Das hat Konsequenzen, ich muss so sehr vieles kompensieren, viel schauspielern und über meine Grenzen gehen.


    Die 100% werde ich nicht auf ewig erfüllen können. Sicher werde ich in den nächsten vier bis fünf Jahren das Pensum reduzieren, womöglich in einer anderen Firma. Eine Möglichkeit wäre auch, vermehrt von zu hause aus zu arbeiten. Da ist es noch viel ruhiger und der anstrengende Arbeitsweg entfällt.


    Es ist nicht einfach, mit einer Autismus-Diagnose in der Arbeitswelt zu bestehen. Darum bin ich froh um die speziellen Angebote. Aber wie schon geschrieben wurde sollte man darauf achten, sich nicht nur auf den IT-Sektor zu konzentrieren, auch in anderen Bereichen gibt es gute und interessante Arbeit für uns.


    HinterGlas

    Einmal editiert, zuletzt von HinterGlas () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Aber der Leidensdruck kann bei Menschen mit dem Asperger-Syndrom höher sein, ganz einfach weil erwartet wird, dass man möglichst normal funktioniert.


    Auch hier stimme ich zu. Der Begriff "mild" darf nie im Kontext mit Erwartungshaltungen stehen. z.B. "Du bist doch intelligent. Du bist doch lernfähig. Du kannst Dich doch anpassen." führt zu erhöhtem Leidensdruck und Komorbiditäten wie unkontrollierten Wutausbrüchen, Depressionen, Angstzuständen etc. Die Förderung muss individuell mit spezialisierten Fachleuten regelmässig abgeklärt werden und darf nicht z.B. Para-Professionellen überlassen werden.


    Inklusion bedeutet: beidseitig Unterschiede anerkennen, wozu die Mehrheit der ASS-Betroffenen meiner Erfahrung nach bei entsprechender Förderung bereit sind. Sind wir, die Nicht-Autisten dies auch?


    Nixon

  • Ach bagatellisierungen sind doch im einfache Propagandamittel von den Rechtsgerichteten und populistischen Medien. Wenns nach der Bürgerlichen Mehrheit ginge würden Asperger sowieso nichts kriegen. Die KÖNNEN ja etwas. Da inzwischen ja auch schon hetzjagden auf normale Sozialbezüger gemacht werden, wundert mich die zweideutige Artikulation in den Medien überhaupt nicht.


    Es fehlt in diesem Land je länger je mehr an Solidarität. Obwohl es bitter nötig wäre.

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