sitzplatz im klassenzimmer

  • hallo leute
    übernehme nach den sommerferien eine neue klasse (oberstufe), in der ein schüler/eine schülerin mit asperger integriert werden soll. möchte von betroffenen hören, welches eure wunschplätze waren in der schule. für mich ist jedoch wichtig, dass es an der oberstufe (13-16jährig) war.
    vielen dank für eure beiträge.
    zizu

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  • die theorie vom rand kenne ich, habe aber auch in einem österreichischen forum gelesen, dass asperger kinder möglichst nahe beim l sitzen sollten, damit der sofort reagieren kann und gleichzeitig auch die übrige klasse im griff haben kann.
    wie wars bei dir?

    Einmal editiert, zuletzt von zizu ()

  • nein nein, keineswegs absurd, der vom noch-näher ist mir völlig klar, unterrichte nicht zum erstenmal. gehe natürlich davon aus, dass hp NICHT permanent daneben sitzt, sondern nur dann, wenn probleme auftauchen. aber bevor wir die interessante diskussion weiterführen, möchte ich wissen, ob du die schulzeit hinter dir hast. Und: wenn ja, in was für einer schule? mich interessieren nämlich oberstufen-erfahrungen.

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  • Hallo zizu


    Meine Überlegungen


    Was mich interessieren würde, hatte die frühere stärkere Schülerin auch eine hp-Begleitung?


    Dann: Wenn die jetzige neue Schülerin, eine HP hat braucht sie doch nicht auch noch den Lehrer in der Nähe. Allerdings, wenn du die HP nicht immer im Klassenzimmer willst, dann ist die Nähe des Lehrers vielleicht besser, hast du selbst schon geschrieben.


    Ich habe gelesen, das Asperger oft ca 3 Jahre in der sozialen Entwicklung hinterherhinken und deshalb auch Unterstützung brauchen. Bemutterung sollte man das deswegen wohl nicht nennen, eher nötige hilfe. Wenn die Betroffene diese Begleitung stört ist es etwas anderes.


    Was meinst du mit 'wenn es Probleme' gibt? Was wäre ein?Problem'


    Ich selber war vor längerer Zeit in der schule, wo es sowas wie Begleitung nicht gab. In der Oberstufe hatte ich schlechte Noten und ging nicht gern zur Schule.

  • Erwachsene, die über ihre Erfahrung als Schüler mit heilpädagogischer Begleitung berichten können, suchst du hier wahrscheinlich vergebens. In der Schweiz wurde das Aspergersyndrom lange nicht erkannt. Entweder hatte der SchülerIn Glück und er kam, vielleicht auch dank sehr feinfühliger Lehrkräfte, in der Schule einigermassen klar oder ...


    Meine beiden Söhne sind Autisten, der Jüngere wird fast voll begleitet (in der Mittelstufe), der Ältere hatte diese Unterstützung nicht. Einerseits, weil sein Autismus zu spät erkannt worden ist, andererseits gibt es das Model der Integration in die Regelschule im Kanton Bern erst seit 2 Jahren.


    Wichtig ist, dass du und die Heilpädagogin am gleichen Strang zieht. In erster Linie musst du mit ihr das Gespräch suchen. Sie kennt die Schülerin immerhin schon seit zwei Jahren und weiss, welche Unterstützung sie braucht. Ich habe den Eindruck, dass du die Heilpädagogin in deiner Klasse, momentan noch eher als Bedrohung empfindest. Das ist weder für dich, noch die Schülerin und die HP eine gute Ausgangslage. Frage doch die HP nach, wie sie bis jetzt in der Klasse mit der Schülerin gearbeitet hat. Frage den bisherigen LehrerIn wie die Zusammenarbeit abgelaufen ist. So kannst du dir eher ein Bild machen, was auf dich zukommt. Das Ziel dem Mädchen zu mehr Selbständigkeit zu verhelfen, solltest nicht nur du haben. Normalerweise ist dies auch das Ziel der heilpädagogischer Begleitung. Redet miteinander, am besten noch vor dem Schulbeginn. Der SchülerIn mit Autismus ist oft sehr sensibel, es tut ihm nicht gut, wenn er spürt, dass ihr euch in den Einzelheiten, wie EURE ZUSAMMENARBEIT ausschauen soll, uneinig seit. Noch schlimmer, wenn er/sie fühlt, dass der HP im Klassenzimmer nicht gerne gesehen wird.


    Ich wünsche dir mit deiner Klasse einen guten Schulstart und ich hoffe sehr, dass du und die HP gut zusammenarbeiten könnt.


    Liebe Grüsse, monica

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  • hey anna


    bin gerade am 1. august mit der familie, sorry, aber ich spüre, dass du mein "problemchen" siehst. schreibe später/morgen gerne eine antwort auf deinen beitrag/deine fragen, hoffe, du schaust nochmal rein.


    wünsche dir einen schönen abend


    zizu

  • Guten Tag, zizu,


    mir war in meiner Schulzeit immer sehr wichtig, am Rand sitzen zu können und in Ruhe gelassen zu werden.
    Ich empfand in diesem Alter die Kommunikation der Erwachsenen in der Schule mit mir fast immer als störend oder als Angriff. Ich habe sehr unter den Erwachsenen und ihren Versuchen, mich zu einem normalen Menschen zu machen, gelitten.
    (Bei mir wurde nichts diagnostiziert, es gab keine Betreuung - welcher Art auch immer. Ich habe mir praktisch alles, was ich lernen musste, selbst beigebracht und die Schule dann als zweitbester meines Jahrgangs abgeschlossen).


    Gruß


    M. le muet

  • Hallo zizu


    Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung schreiben und keine Empfehlung abgeben. Jeder Mensch ist ja individuell. Für mich war es in der Schulzeit wichtig an einem Rand zu sitzen. Dabei war es weniger wichtig ob des "Fensterrand" war oder die hinterste Reihe. Ich musste einfach das Gefühl haben dass ich auf einer Seite in "Sicherheit" bin. Die besten Plätze waren für mich die hinteren beiden Ecken. Auch ein Platz in der Nähe der Türe war gut.


    Es sollte weitgehend dem Kind überlassen werden wo es sich wohlfühlt. Immer gut ist wenn das Kind etwas Bekanntes aus dem Vorjahr übernehmen könnte wie Platz, Lehrperson, Bezugsperson, Gspänli, ect.(zumindest bei unseren AS war das so)


    Das mit der HP kann ich nicht beurteilen. Hier kommt es immer auf die Anzahl AS Eigenschaften und die Ausprägungen an. Ich für mich hätte mich nicht wohl gefühlt in der Nähe einer HP. Das kommt aber auf die bisherige Beziehung der HP und das Kindes an.


    LG Joe65

  • Ich verstehe nicht, wieso du dies nicht mit der HP direkt klärst...


    Wenn die Bezugspersonen des Kindes in einer Intstituiton/Schule nicht zu einer erwachsenen Zusammenarbeit und zu offener Kommunikation fähig sind, bezahlt das Integrationskind oft einen sehr hohen Preis dafür - das kann ich aus eigener Erfahurung bestätigen! Wenn schon die Erwachsenen ihre "Machtspielchen" untereinander spielen, dann wird das Kind in einer solchen Schulsituation nur "verheizt". Wir haben die integrataive Beschulung zwar in der Theorie, aber ich bin froh, dass unsere zuständige Schulbehörde diese Kinder auch nur in Klassen plaziert, in denen die Lehrperson einverstanden sind in einem begleiteten Setting zusammen zu arbeiten.


    Ich bin froh, dass die Lehrpersonen meines Kindes souveräne, gestandenen Lehrer sind, die eine HP im Schulzimmer eher als Unterstützung und Entlastung empfinden. Immerhin kann diese bei Bedarf ja auch andern Kindern helfen und ist somit eine zusätzliche Ressource.


    Wegen der "Bemutterung" würde ich mir gar keine Sorgen machen. Auch AS Teenager möchten an einem gewissen Punkt in ihrer Entwicklung autonomer werden. Vielleicht einfach etwas später als ihre Altersgenossen, da die emotionale Entwicklung in der Regel langsamer abläuft.


    Je nach Tiefe des Spektrums ist die unmittelbare Nähe zur Begleitperson eine Art Tor zur (Schul)welt und ein unverzichtbarer Dolmetscher.


    Die meisten Menschen im Spektrum fühlen sich wohler an Randplätzen in Räumen.


    Einmal editiert, zuletzt von Data ()

  • Ich habe auch mal von einem AS Jugendlichen gehört, der - entgegen dem Rat der Fachleute - sehr exponiert im Schulzimmer plaziert wurde, weil es die Lehrpersonen so haben wollten. Es blieb ihm dann nur noch die Flucht in die Rolle des Klassenclowns übrig...


    Einmal editiert, zuletzt von Data ()

  • Ich kann mich noch erinnern, welche Plätze ich in der Schule bevorzugte.


    Mir war wichtig, dass ich mich auf die Lehrkraft konzentrieren konnte und dabei möglichst wenig von Mitschülern oder Deko abgelenkt wurde. Aber ebenfalls wichtig war mir, dass ich den Platz leicht erreichen konnte, ohne, wie bei großen Klassen nicht immer vermeidbar, in unnötigen Körperkontakt mit Mitschülern oder Mobiliar zu geraten.


    Als Vorteilhaft haben sich Plätze in den ersten beiden Reihen erwiesen. Ein Platz direkt vor der Lehrkraft war nur dann günstig, wenn diese ihren Platz vergleichsweise ruhig einhielt. Es gab aber durchaus Lehrer, die während des Unterrichts mal hier, mal dort im gesamten Raum anfingen, Schüler aufzurufen. Das war weniger gut.


    Der Platz ganz vorne und am Fenster hat zwei Nachteile. Einmal lockt natürlich der Fensterblick. Zum Anderen ist zwischen Lehrkraft und Schüler immer das Profil des Mitschülers (oder in dem Falle der HP) vom Nebenplatz. So kam ich zu interessanten Studien diverser Gehörgänge, aber vom Unterricht entging mir schon mal etwas.
    Ich finde sowieso, dass es besser ist, wenn eine Begleitperson im Unterricht nicht ständig im Blickfeld des betroffenen Kindes, aber trotzem bei Bedarf ohne aufwändiges Anzeigen des Bedarfes zur Stelle ist.


    Die besten Plätze wären dann wohl:
    In der Fensterreihe die ersten beiden Plätze innen. In der Mittelreihe die Plätze der zweiten und dritten Bank auf der der Lehrkraft zugewandten Seite. (Die erste mittlere Bank war meist recht weit vorne und ich habe es selten erlebt, dass sie eine Lehrkraft länger zwischen Tafel und erster Bank klemmte. Meist stand sie dann vor dem zweiten Tisch.) In der Türreihe die Plätze der ersten bis dritten Reihe, auch innen.


    Diese letzteren Plätze bieten nun tatsächlich die meisten Vorteile: Leichte Erreichbarkeit von der Türe aus, relativ guter Blick zur Lehrkraft, nur durch wenig Mitschüler abgelenkt. Und die Begleitperson kann entweder am Nebenplatz bleiben oder diesen auf ein vorher ausgemachtes Zeichen vom hinteren Raumbereich an der Wand entlang unauffällig erreichen, ohne wesentlich Unruhe unter den anderen Mitschülern zu verursachen.


    Für mich war der zweite Innenplatz der Türreihe ein Topplatz. Zumal durch die zusätzliche seitliche Beleuchtung vom Fenster aus auch die Tafel gut zu lesen war. Und ich saß nicht abwechselnd im Sonnenlicht oder hörte den Regen neben mir prasseln. Auch war ich nicht dem ständigen direkten Blick der Lehrkraft auf meine Hefte ausgesetzt. Denn ich mochte es gar nicht, wenn jemand etwas zu beurteilen schien, das ich noch gar nicht fertig gestellt hatte.


    Soweit meine Erfahrung mit dem Thema.

    Mein natürlicher Zustand ist verträumte Abwesenheit. Seit 45 Jahren lebe ich gegen meine Natur.

    Einmal editiert, zuletzt von friedel ()

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